Irgendetwas scheint passiert zu sein. Sie sind wieder da. Die Kritiker. Nach langer Phase der Ruhe regt sich wieder vorsichtige Kritik auf dem Campus. Ganz unterschiedlich verpackt, in verschiedener Form, von mehreren Seiten.
Da tauchte die "Liste Leuphana" [1] auf, die einen fiktiven Wahlkampf für das Studierenden-Parlament führen wollte. Zunächst herrschte Unsicherheit, ob es sie tatsächlich gab. Dann war sie aber auf den Wahlzetteln nicht zu finden. Mit Hardcore-Leuphana-Unterstützung machte sie auf sich aufmerksam - und schuf sich viele Feinde. Dabei gab man lediglich in vielen Punkten die offizielle Linie der Universitätsleitung wieder, zugegebenermaßen etwas pointiert [2].
Einen ähnlich gelagerten Ansatz wählte vor kurzem die DGB-Hochschulgruppe Lüneburg [3]. Bei ihr war "exklusiv" eine "Sitzplatzreservierung für das neue Audimax" möglich [4]. First Class Comfort Sessel waren schon für 2199€ pro Monat zu mieten, normale Holzsitze für günstige 500€. "Jetzt zugreifen" warb man und reichte dazu Sekt und Kaviarhäppchen. Gratis waren nur "sozialer Abstieg / Existenzsorgen" zu bekommen. "Nicht mit uns" machte die DGB-Gruppe Mut und erklärte: Exklusivität, Zukunft, Karriere, Deutschlands Spitze. Sichere Dir jetzt Deinen Platz. Die erste Reihe sitzt im Lüneburger Audimax." Zahlreiche Studenten waren empört. Andere amüsierten sich, während ihnen ein kalter Schauer der Erkenntnis den Rücken hinunter lief. Die Kommerzialisierungs-Bestrebungen kamen ihnen sehr vertraut vor.
"10000 Studenten wären fatal" ließ Präsident Spoun am 29. Mai über die Landeszeitung verlauten und bestätigte damit letztlich doch, was er Jahre lang dementiert hatte. Die Universität solle nach einer kurzen Konsolidierung deutlich wachsen, hatte er 2007 in einem Vertrag mit der Stadt unterschrieben. Davon ist nun keine Rede mehr [5]. Während die große Politik gewohnt desinteressiert und abwartend reagiert, riefen Spouns Aussagen die Lüneburger Jusos auf den Plan. Sie forderten wieder mehr Studienplätze, um die negativen Folgen für Universität, kulturelles Leben und die ganze Region zu minimieren [6]. Sie sagten, was viele denken und wozu der Lüneburger ASTA schon früher Position bezogen hat.
Eine Renaissance der Kritik mag man erkennen und erleichtert auf die Nachrichten von morgen warten. In wie weit sich das allerdings auf den Kurs der Universität auswirkt, wird auch von der öffentlichen Resonanz abhängen. Und davon, wie die derzeitigen Senatswahlen ausgehen. Denn der jetzt gewählte Senat wird den nächsten Präsidenten wählen. Spätestens Anfang 2012 ist es soweit.
Quellen:
[1] http://www.liste-leuphana.de.tc
[2] http://www.liste-leuphana.de.tc (vgl. "Programm")
[3] Kontakt: hsg.lueneburg@dgb.de
[4] Flyer: Stark gegen den Ausverkauf der Hochschule"
[5] "10000 Studenten wären fatal", LZ vom 29. Mai 2010, Seite 10
[6] http://www.jusos-lueneburg.de/aktuelles/nachrichten/2010/127198.php
Samstag, 12. Juni 2010
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Zum Audimax: Das ist Geld was es nur deshalb ZUSÄTZLICH gibt, weil Libeskind es in dieser Form baut. Neue Hörsaalbauten wollen alle Niedersächsischen Unis..Lüneburg kriegt nur deshalb Geld weil es das ganze nervige Marketing Tamm-Tamm gibt. Mir wäre mehr Geld für Lüneburg auch lieber..aber so läuft das eben nun mal nicht.
AntwortenLöschenZu den Studierendenzahlen: Klar können wir 10000 Studierende aufnehmen..mit den entsprechenden Konsequenzen für Lehre und Forschung. Wie das aussieht wissen wir ja aus der Zeit vor Spoun: Viele Studis, wenige Wissenschaftliche Mitarbeiter, demotivierte Profs, schlechte Forschung und aus all dem schlechter Ruf der Uni.
Wenn schon Spoun Bashing, dann bitte richtig (z.B. mit dem absolut fehlenden Verständnis für Forschung an der Uni oder den teilweise miesen Veranstaltungen im Komplementärstudium.)