Sonntag, 1. August 2010

Spoun gefährdet Ruf der Universität

Die Berufungsverfahren der Leuphana Universität Lüneburg erregen deutschlandweit Aufsehen. Und nicht nur gutes.

Rund 40 Professuren sollen neu besetzt werden, teilweise ist das bereits geschehen. Dafür wählt die Leuphana ein Verfahren, bei dem ausschließlich das Präsidium und der Stiftungsrat entscheiden. Die Lüneburger Professoren wie auch die Fakultätsräte und der Senat haben keinen Einfluss. Gedeckt wird dieses Vorgehen vom Niedersächsischen Hochschulgesetz, allerdings nur in besonderen Fällen. An der Leuphana Universität Lüneburg ist es der Normalfall.

Das hat den deutschen Hochschulverband alarmiert, der viele Professoren vertritt:
„Allein der jeweilige Fachbereich“, also die akademische Basis etwa der Juristen oder Ingenieure, „und nicht die Hochschulleitung verfügt über den hinreichenden Sachverstand, um über die Qualifikation eines Bewerbers zu befinden“, erklärt DHV-Präsident Bernhard Kempen. [1]
Das Präsidium bildet zwar Berufungskommissionen aus externen Mitgliedern, die allerdings gar nicht "vom Fach" sein müssen. In mehreren Fällen war das auch in Lüneburg der Fall. "Wildwest-Manieren" herrschen vor, meint der Hochschulverband, der auch von Einschüchterung und Nötigung bei Einstellungsgesprächen berichtet [1].
Lüneburg ist aus Sicht des DHV dabei kein Einzelfall, sondern nur das „beste“ Beispiel für eine Fehlentwicklung der Unis: weg von der akademischen Selbstverwaltung der Lehrenden und Lernenden hin zu einer starken Hochschulleitung mit eigenen Vorstellungen von der Zukunft ihres Wissenschaftsbetriebes. [1]
Ginge es nach dem Verband, würde er die Frage [des Berufungsverfahrens] sogar im Rechtsstreit klären. Spouns Kritikern in Lüneburg aber fehlt bislang der Mut. Sie wollen sich durch eine Klage bei der Unispitze nicht völlig unbeliebt machen. [1]
Noch ist die Aufsehen erregende Berufung von Daniel Libeskind das bekannteste Beispiel für die "neue" Art der Berufungen [1, 2]. Das könnte sich schon bald ändern. Insider berichten, dass es bei einigen der aktuell laufenden Berufungsverfahren turbulent zugeht. Der Präsident gefährde den guten Ruf der Universität, erfährt man hinter vorgehaltener Hand.

Deutschlandweit bekannt ist die Leuphana mit ihren Berufungen geworden. Allerdings nicht gerade so, wie sich das Spoun, Keller & Co. vorgestellt haben.


Quellen:
[1] http://www.fr-online.de/wissenschaft/geschacher-um-professuren/-/1472788/4518886/-/index.html
[2] AStA-Zeitung Nr. 5 (Seite 2f.); http://www.asta-lueneburg.de/asta0/asta20/

2 Kommentare:

  1. Dank der externen Berufungskommissionen nicht die Mauscheleien der forschungsschwachen Profs die Chance der Uni auf einen Neubeginn bei der Forschung verstellt. Kreisklasse Profs haben wir genug, jetzt sind immerhin ein paar Leute aus der Bundesliga und ein zwei der Championsleague dabei - eine Chance auf richtige (nein nicht BWL oder Managementkram, sondern freie und methodisch anspruchsvolle) Forschung an der Uni!

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  2. Was ist denn freie und methodisch anspruchsvolle Forschung? Es wird doch nur geschaut, wer sich am besten gegenüber Geldgebern verkaufen und wer durch ständiges recyceln seiner bisherigen Ideen zu vielen Veröffentlichungen kommt. Sich selbst vermarkten ist doch viel wichtiger als gut zu forschen, Lösungen für echte Probleme zu entwickeln.

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