Der Watchblog für die Leuphana
Die für uns entscheidenden Fragen lauten: Kann Kritik helfen, ein System zu stabilisieren? Hilft unsere Arbeit, Leuphana zu stabilisieren? Um eine Antwort darauf zu finden ist zentral, welche Funktionen die über LeuphanaWatch geäußerte Kritik derzeit in Bezug auf die Leuphana
1) LeuphanaWatch entschärft heikle Punkte
Kritik weist frühzeitig auf Themen hin, die sich für das Gesamtkonzept Leuphana
2) LeuphanaWatch bezeugt Pluralität
Intern und extern entsteht der Eindruck, es gebe eine inhaltliche Diskussion innerhalb der Leuphana
3) LeuphanaWatch beruhigt das Gewissen seiner Leser
Wer heute noch an der Leuphana
Unbeabsichtigt erfüllen wir eine Aufgabe, die nicht mit unseren Zielen vereinbar ist. Dem stehen keine ausreichenden inhaltlichen Erfolge gegenüber. Sicherlich, fast ganz Lüneburg und halb Niedersachsen rümpfen mindestens die Nase, wenn sie den Namen Holm Keller hören. Private Geschäfte, ein nicht immer geschicktes Auftreten und zuletzt ein Korruptionsverdacht haben ihre Spuren hinterlassen. An anderen Hochschulen im Land gilt das Lüneburger Führungspersonal schon jetzt wahlweise als Witznummer oder Absurdität. Wenn man solche Effekte außen vor lässt, sieht die Bilanz kritischer Arbeit düster aus.
In der ersten Amtszeit von Präsident Spoun sind viele Veränderungen gekommen. Beispielhaft seinen hier ein neues Studienmodell, der Zentralcampus mit einem Leuchtturm, die Binnenorganisation, die Neuausrichtung mit vier Initiativen und natürlich die Marke "Leuphana" genannt. Zu all diesen Veränderungen hagelte es Kritik. Eine den örtlichen Gegebenheiten angepasste Strategie konnte oft nicht erkannt werden. Jedoch hat in all diesen Punkten die Kritik nicht dazu geführt, dass sich die Entwicklungsrichtung verändert hat. Vielmehr wurden die einzelnen Maßnahmen in Detailfragen verbessert. So wird das neue Zentralgebäude z.B. jetzt ein ganz ansehnliches Energiekonzept vorzeigen. Wie mit einem Gelände ohne weitere Entwicklungsflächen umzugehen ist, ist aber viel zu unumstritten. Damit auch, ob dieses Zentralgebäude in seiner geplanten Form tatsächlich zukunftsweisend ist? Grundlegende Fragen werden übersehen, wenn das Augenmerk nur noch auf die Ausrichtung der Dächer und die entsprechenden Flächen für Solarzellen gerichtet wird. In anderen Fällen ist es nicht anders, Detailfragen verstellen den Blick aufs große Ganze.
Und darum muss es gehen: Die durch Prof. (HSG) Dr. Sascha Spoun und Holm Keller angestoßenen Veränderungen basieren auf einem grundlegend anderen Menschenbild. Laut diesem müssen Studenten zu ihrem Glück gezwungen werden (um nachher die Gesellschaft retten zu können) und Wissenschaftler durch umfangreiche Reglementierung und Kontrolle in Forschung und Lehre getrieben werden (zu Weltruhm). Wer dieses Menschenbild adaptiert, kann damit auch die Veränderungen als notwendige Bausteine nachvollziehen. Wem dieses Menschenbild fremd ist werden die viel gepriesenen Verbesserungen jedoch ein Schritt in die völlig falsche Richtung sein.
Was hat die Kritik der letzten Jahre also erreicht?
Eine Hochschulleitung, die fester im Sattel sitzt als je zuvor (die Angst vor dem universitären Exitus lässt grüßen). Sie hat ihre Ziele durchsetzen können und in zentralen Fragen keine Abstriche hinnehmen müssen. Mit dem entsprechenden Druck wurde alles erreicht. Die Institution ist nun fast vollständig leuphanisiert. Die Studentenschaft hat komplett durchgewechselt. Es gibt unzähliges neues Personal, welches jeweils kein lokales Wissen und keinen Erfahrungsschatz mit dem Leitungspersonal hat. Auch fehlt oft die Unabhängigkeit, um Grundsatzkritik zu äußern - befristete Verträge und finanzielle Abhängigkeiten sind die Stichpunkte. Die Gremien sind fast vollständig um Kritiker bereinigt, der ASTA auf "Dialogkurs", die Verwaltung umgekrempelt und in Schlüsselpositionen mit Gefolgsleuten besetzt. Bis auf Einzelpersonen scheint niemand mehr grundsätzliche Fragen aufzuwerfen.
Und dann wäre da noch LeuphanaWatch. Unser Team legt den Finger in offene Wunden und prangert Missstände an. Ein letzter Außenposten, auf den sich kritische Geister zurückgezogen haben. Uns gelingt es nicht, quasi nebenbei die oft angemahnten, ausgefeilten Alternativkonzepte vorzulegen. Aber wir zeigen auf, wo Handlungsbedarf besteht - immerhin. Keine Frage, damit kommen wir an. Unter den im letzten Jahr durchschnittlich 500-600 Besuchern täglich sympathisiert sicherlich ein größerer Teil mit unseren Positionen. Wir werden gelesen, sind öffentlich wahrnehmbar.
Ab heute möchten wir nicht länger als stabilisierendes Korrektiv und zugleich Feigenblatt bereitstehen. Mit unserem Schritt möchten wir einen ungeschönten Blick ermöglichen. Auf eine Institution, die sich im aktuellen "Bildungsmarkt" einigermaßen passabel, zumindest aber Aufsehen erregend schlägt. Aber die sich gleichzeitig des Kerns dessen entledigt hat, was Universität ausmachen sollte: der Förderung des freien, kritischen und von ökonomischen Zwängen losgelösten Denkens über selbstkonstruierte Grenzen hinaus. Zum Wohle der Allgemeinheit und nicht einzelner Interessen(gruppen) versteht sich.
Wir danken allen Lesern und Kommentatoren, die uns in den vergangenen Monaten die Treue gehalten haben. Das gesamte Team von LeuphanaWatch wünscht Euch und Ihnen für die Zukunft alles Gute. Der Universität in Lüneburg und ihren Mitgliedern wünschen wir die richtigen Erkenntnisse und den Mut, eigene Konsequenzen daraus zu ziehen.
Wir sind dann mal weg!