Freitag, 22. Oktober 2010

Geld & Macht

Die Leuphana Universität Lüneburg beruft neue Professuren. Eine der ersten neu berufenen Professuren (Nachhaltigkeitsethik) besetzt Prof. Dr. Dr. Nils Ole Oermann. Seine Vita gleicht einer Ansammlung von Titeln.
Wintersemester 2009/2010: Berufung auf die Professur für Nachhaltigkeitsethik an der Leuphana Universität und Wahl zum Vizepräsidenten
Seit 2007: Direktor am Forschungsbereich „Religion, Politics and Economics“ der Humboldt Universität zu Berlin
2007: Habilitation mit venia legendi für Systematische Theologie (Ethik, Dogmatik, Religionsphilosophie), Universität Leipzig
2006: 2. Theologisches Examen vor dem Konsistorium der Ev. Kirche von Berlin-Brandenburg/schlesische Oberlausitz und Ordination als Pastor im Ehrenamt in einer Berliner Gemeinde
2004-2007: Persönlicher Referent des Bundespräsidenten
2004: Erstes Juristisches Staatsexamen vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht zu Hamburg
2003: Master in Public Administration (MPA), Harvard University als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes
1999-2001: Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group in Neuseeland und Australien
1999: Doktor der Theologie (Dr. theol.), Universität Leipzig
1998: Doctor of Philosophy (D.Phil.) in Modern History als Rhodes Scholar, Oxford University
1997: Diplomtheologe (Dipl. theol.) an der Universität Leipzig
1996: Master in Theology (M.St.), Oxford University
1992-95: Studium der Evangelischen Theologie, Rechtswissenschaften, Geschichte und Philosophie an den Universitäten Leipzig und Münster
1992: Abitur am altsprachlich-humanistischen Ratsgymnasium zu Bielefeld (1)
Neben zwei Doktortiteln schaffte er in jungen Jahren noch eben ein juristisches Staatsexamen, einen Master, eine Habilitation. Unterbrochen wurde die Laufbahn nur von einem Einsatz für die Unternehmensberatung Boston Consulting Group. Ein Leuphana-Lebenslauf, wie er im Buche steht, eine wahre Persönlichkeit. Oermann ist ein Senkrechtstarter.

Die neuen Professuren an der Leuphana Universität Lüneburg sind oft auf 5 Jahre befristet. Bei Lehramt stritt sogar eine Studentenversammlung darüber, weil nur befristete Stellen ausgeschrieben waren (2). Der ganze Studiengang hängt derzeit an befristeten Professuren oder solchen, die bald in Pension gehen.
Eine befristete Professur? Nicht so bei Oermann! Der wurde nicht nur erstaunlich schnell Vizepräsident, sondern auch ganz schnell abgesichert. Kaum war er im Präsidium, wurde seine befristete Stelle eine Professur auf Lebenszeit. So ein glücklicher Zufall! Andere haben weniger Glück...

Glückspilz Nr. 2 ist ausnahmsweise mal Vizepräsident Holm Keller. Der ist nach Lüneburg gekommen, "um seinem Freund Sascha zu helfen". Um Geld gehe es ihm gar nicht, erklärte er stolz in der Landeszeitung. Um Geld muss Keller sich wirklich keine Gedanken machen, wie LeuphanaWatch jetzt zugetragen wurde:

Vizepräsidenten mittelgroßer Universitäten in Niedersachsen erhalten normalerweise eine B3- oder vergleichbare W-Besoldung (3). Keller nicht! Er verdient deutlich mehr und rangiert nur knapp hinter einem Staatssekretär, der B 7 bekommt - so heißt es. Kein Wunder, dass sein Arbeitsvertrag in der Universität nicht vorliegt und geheim gehalten wird. Das hat sich schon in der Vergangenheit beim Streit um zahlreiche Nebentätigkeiten als nützlich herausgestellt (4).

Eine Frage noch: was verdient eigentlich "sein Freund" Sascha?


Quellen
1 http://www.leuphana.de/nils-ole-oermann.html
2 http://www.asta-lueneburg.de/home0/singlenews00/?tx_ttnews%5BpS%5D=1286135926&tx_ttnews%5Bpointer%5D=2&tx_ttnews%5Btt_news%5D=986&tx_ttnews%5BbackPid%5D=243&cHash=182b4fe0f3
3 http://de.wikipedia.org/wiki/Besoldungsordnung_B#Niedersachsen
4 http://www.asta-lueneburg.de/fileadmin/images/asta2_0/sonderausgabe_campusentwicklung_online.pdf

3 Kommentare:

  1. herrmannsdenkmal-fan22. Oktober 2010 um 15:22

    so berühmt kann der oermann gar nicht sein, der hat ja nichtmal einen wikipediaartikel

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  2. Laut Stellenausschreibung ist die Position von Holm mit W3 zzgl. Zulagen bezahlt. Wie hoch die Zulagen sind, kann ich nicht sagen.

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  3. Ich muss meine vorherige Aussage ergänzen:
    Holm scheint offenbar wirklich sehr gut zu verdienen. Das Gerücht gibt es ja schon sehr lange, aber mir wurde gerade aus einer glaubwürdigen Quelle versichert, dass das Gesamtgehalt in etwa einer B6-Besoldung entsprechen soll.

    Ich halte es für nicht ausgeschlossen, dass bei den Vertragsverhandlungen auf die W3-Basis noch eine ganze Schippe drauf gelegt wurde - oder man gar davon abgewichen ist. Holm hatte damals eine gute Verhandlungsposition, denn schließlich war seine Anstellung eine zentrale Bedingung dafür, dass Spoun als Präsident unterschrieben hat. Und den wollte 2006 wirklich (fast) jeder!

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