Sonntag, 18. März 2012

Neuer ASTA setzt auf Dialog, aber muss auch streiten

Die neuen Sprecher des ASTA (LeuphanaWatch berichtete) setzen auf eine "Strategie des Dialogs". Das berichtet die Landeszeitung (1). Insgesamt will der ASTA weniger nach außen wirken, sondern sich auf die Studenten fokussieren. Er will neue Aktive gewinnen, sich dabei insbesondere um Masterstudenten bemühen und auch in Volgershall und im Roten Feld präsent sein (1).
"Wir wollen uns als offen präsentieren, alle Studenten ansprechen und erklären, was der AStA ist und was er tut", sagt Tanja Mühle. (1)
Auch einige Themen benennt das neue Spitzentrio: mit dem Präsidium über einen achtsemestrigen Bachelor sprechen, am autoarmen Campus mitarbeiten, die Busanbindung verändern und an der Raumplanung der Leuphana Universität Lüneburg mitwirken (1). Der Fokus des neuen Personals scheint sehr klar: Mitarbeit, Gespräche, Kooperation. Das sieht auch die LZ:
Die neuen Studentenvertreter kündigen an: Sie setzen auf eine Strategie des Dialogs, sowohl mit den Studenten als auch mit der Hochschulleitung. Mit dem Uni-Präsidenten Sascha Spoun habe bereits ein konstruktives Gespräch stattgefunden, berichtet Kevin Kunze. Auch mit dem Ombudsmann des Präsidiums, Thies Reinck, wollen sich die Studentenvertreter intensiv austauschen. Der Akzent scheint auf Gesprächen zu liegen statt auf Grundsatzkritik. (1)
LeuphanaWatch denkt: Es ist sinnvoll, mit wichtigen Amtspersonen Gespräche zu führen. Nur so ist es auch möglich, neue Ideen in den Umlauf zu bringen und diese näher zu erläutern. Nur dürfen Gespräche nicht als inhaltliche Position angesehen werden, sondern als Mittel zum Zweck. Wichtig ist dabei, die eigenen Positionen unmissverständlich zu vertreten und für die eigenen Ziele einzutreten. Es dürfen nicht aus falscher Rücksicht auf eine wenig greifbare "Gesprächsatmosphäre" Abstriche an der eigenen Position erfolgen - oder Themen gar nicht erst angesprochen werden. Wenn Grundsatzkritik nötig ist, dann muss sie auch erfolgen. Gegen Kompromisse und gemeinsame Teilziele ist nichts einzuwenden, aber Kompromisse bedeuten immer Bewegung bei allen Gesprächspartnern. Es bleibt abzuwarten, ob eine solche Bewegung bei unterschiedlichen Auffassungen in zentralen Fragen auf Seiten des Präsidiums zu beobachten sein wird.

Dialog oder Konfrontation, in jedem Fall ist dem neuen ASTA eine ausgeprägte Streitkultur zu wünschen:
Streitkultur zu besitzen bedeutet: mit Worten und Medien den eigenen Standpunkt vertreten zu können, ohne dem Anderen abzusprechen, dass auch er einen abweichenden Standpunkt besitzt und besitzen darf. Streitkultur schließt ferner die Überzeugung ein, dass der Streit grundsätzlich Positives bzw. Bedeutendes hervorbringen kann, da er alte Normen und Fakten in Frage stellt und nach der Möglichkeit von Alternativen Ausschau hält, unabhängig davon wie nützlich oder angemessen das Bewährte auch ist. (2)
In einer demokratischen Gesellschaft haben Menschen verschiedene Meinungen, die Demokratie lebt von politischer Auseinandersetzung. Deshalb ist eine gesunde Streitkultur wichtig und wenn nötig sollte ein Streit auch geführt werden. Das muss keine Verschlechterung des Gesprächsklimas bedeuten, wenn alle beteiligten Parteien den Wert des Streits teilen. Es ist zu hoffen, dass die neuen ASTA Sprecher diese Erfahrung machen können. Tritt aber eine Ablehnung inhaltlichen Streits bzw. eine dadurch bedingte Klimaverschlechterung auf, dann heißt es Flagge zeigen und trotzdem Standpunkte vertreten. Auch wenn der angestrebte Dialog dadurch schwieriger oder unmöglich wird.

Nicht überall sind der inhaltliche Streit und die Kompromissuche akzeptiert: In autokratischen Systemen wird ein Streit um inhaltliche Positionen als "Schwächung der Gemeinschaft bzw. als Abweichung von akzeptierten und stabilisierenden Normen gewertet." (2) Damit dürfte sich eine Studentenvertretung aber keinesfalls arrangieren. Ihr kommt immerhin zu Gute, dass es in unserer Gesellschaft für streitbare Positionen weithin große Unterstützung quer durch die politischen Lager gibt. "Kuschelpolitik" steht nicht so hoch im Kurs, wie es manchmal den Anschein hat oder wie einige Menschen glauben oder glauben machen wollen. Das gilt gerade auch in Hochschulen, die um den richtigen Weg in die Zukunft ringen müssen. Zur Bedeutung von Kontroverse sagte vor Kurzem noch der CDU-Politiker Kurt Biedenkopf:
Gott sei Dank sagt mal jemand Dinge, die kontrovers sind. (...) Ohne Streit gibt es keinen Fortschritt. Ohne Streit gibt es keine Bewegung in der Gesellschaft. Ohne Streit gibt es auch keine Reformen. Also es muss gestritten werden und wir werden in den nächsten Jahren viel mehr streiten müssen als es uns lieb ist. (3)
In diesem Sinne wünscht LeuphanaWatch dem neuen ASTA viel Streit mit dem Präsidium.

(1) http://www.landeszeitung.de/lokales/lueneburg/news/artikel/trio-setzt-auf-strategie-des-dialogs/
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Streitkultur
(3) Zum Bundespräsidenten Gauck, in der Sendung "Maybrit Illner" am 15.03.12 ab Minute 40: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/kanaluebersicht/aktuellste/414#/beitrag/video/1594906/maybrit-illner:-Gauck-for-President

8 Kommentare:

  1. Alternative Interpretation der Worte

    Wer sich mit Konflikteskalationen beschäftigt stolpert schnell über Modelle, welche verschiedene Stufen kennt (vgl. http://www.vbg.de/wbt/gewalt-wbt/daten/html/446.htm?xx ).

    Jetzt könnte angenommen werden, dass über den Dialog es zu einer Deeskalation kommen soll. Wieder miteinander gesprochen werden soll und weniger übereinander. Als Ziel also nicht angegeben wird, dass „die Zerstörung und Auflösung des feindlichen Systems (des Präsidiums) intensiv verfolgt wird.“

    Spannend wird es jedoch, falls in der Sache die Positionen völlig konträr liegen. Ein für beide Seiten tragbarer Kompromiss nicht gefunden werden kann. Knicken dann die AStA-SprecherInnen sofort völlig ein und verfolgen in diesem Punkt die Interessen der Studierende nicht mehr? Oder können sie auch Aktionen organisieren und die Masse der Studierende für ihre Standpunkte mobilisieren? Finden sie Möglichkeiten, falls der Präsident sie am ausgestreckten Arm zappeln lässt?

    Mit großen Studierendenprotesten zu drohen ist derzeit sowieso nicht glaubwürdig. Oder habe ich da was nicht mitbekommen?

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  2. Ach der Asta will nun Dialog. Also schreiben sie unter jeder voller haß geprägten Pressemitteilung, das man nun zum Dialog in die Asta Sitzung kommen soll?

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    1. Hier ist die neuste Pressemitteilung des AStA:
      http://www.asta-lueneburg.de/home/singlenews1/?tx_ttnews%5Btt_news%5D=1180&tx_ttnews%5BbackPid%5D=240&cHash=40c61bd072

      Wer findet den Hass?

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    2. holländischer Farmer19. März 2012 um 16:10

      "Zu klären wäre noch, aus welchen Mitteln diese Ausgleichszahlung finanziert wird."

      Spürst du den Hass?

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    3. @ Anonym 7:35
      Du tust mir wirklich leid, wenn du das so siehst. Überall Hass reinzuinterpretieren macht das Leben nicht fröhlicher.

      Was ist Hass eigentlich für ein krasses Wort wenn es hier um Studierende geht? Ich meine, wann hasst man einen Menschen? Ist es so weit gekommen, dass wir unsere Kommilitonen hassen? Schließlich haben wir ähnliche Ziele (bestmögliche Lehre, gute Profs, keine überfüllten Hörsäale etc) nur über den Weg streiten wir uns. Dass man ein System kritisiert, weil man es nicht gut findet ist doch total ok. Wo wären wir ohne Kritik in unserer Gesellschaft? Schließlicher fordern wir auch jeden Tag von den Politikern die unser Land regieren, dass sie kritikfähig sind. Das heißt aber noch nicht, dass man voller Hass ist. Bitte denke einen Moment darüber nach, was Hass eigentlich bedeutet. Das ist nämlich auch ein ziemlich heftiger Vorwurf den Studenten gegenüber, die sich hier angagieren. Will man diese Menschen wirklich so beleidigen? Haben sie dir persönlich etwas getan?

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  3. Soso, Volgershall und Rotes Feld werden nach 2 Jahren vernachlässigung wieder betreut?
    Gut zu hören, da hat das Nörgeln ja geholfen.
    Schade nur, das die Standorte bald geräumt werden... mal sehen, ob der AStA das vorher hinbekommt.

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