„Innovationsinkubator“, was ist das eigentlich? Unter einem Inkubator können sich die meisten Menschen noch etwas vorstellen, Ein technisches Gerät, betrieben mit einer bestimmten Temperatur, z.B. als Brutschrank für Babys, zur Geflügelzucht oder für Zellexperimente. [1] Ein “Innovationsinkubator” müsste demnach eine Apparatur zum Ausbrüten von Innovationen sein. Da diese aber bislang noch von Menschen und nicht von Maschinen hervorgerufen werden, muss es sich also um etwas anderes handeln. Eine Brutstätte für Innovationen im übertragenen Sinne.
Und der Lüneburger Innovationsinkubator hat es in sich, wie Leuphana weiß:
Mit dem Innovations-Inkubator haben die Leuphana und das Land Niedersachsen ein europaweit einmaliges Vorhaben entwickelt, das mit einem Investitionsvolumen von ca.100 MIO € eine Initialzündung für die regionale Wirtschaftsentwicklung durch innovative Forschungskooperationen, zukunftsweisende Bildungsmaßnahmen sowie Infrastrukturmaßnahmen setzen wird. Gefördert wird der Innovations-Inkubator durch Mittel aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) sowie durch das Land Niedersachsen. [2]100 Mio. Euro, eine gigantische Summe für eine arme Universität. Dementsprechend jubelten die Universitätsleitung und die Regionalpresse gleich mit.
Leuphana knackt EU-Jackpot. Fast 100 Millionen Euro Förderung für Uni als Wachstumskern der Wirtschaft in der Region. (LZ am 18.8.2009)
100 Millionen Euro für die Leuphana-Uni (LG kompakt am 19.8.2009)
98 Millionen für die Lüneburger Uni! (Lünepost am 19.8.2009)Moment! 100 Millionen oder 98 Millionen? Kein Unterschied bei der großen Summe könnte man meinen. Und dann die Überraschung:
Leuphana: 66 Millionen Euro von der EU (LG Rundschau 19.8.2009)66 Millionen? Ist Holm Keller, der gefeierte Held, doch kein „100 Millionen Dollar Mann“? Ein nüchterner Blick auf die Zahlen zeigt die Realität.
Den größten Anteil von rund 64 Millionen Euro steuert die EU aus ihrem Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) bei. Es ist der höchste Förderbetrag, der jemals einer Universität in Europa zur Regionalentwicklung zugesprochen wurde. Weitere 22 Millionen Euro steuert das Land Niedersachsen bei, 12,5 Millionen Euro kommen direkt von der Leuphana Universität. [3]Man addiere: 64 EU-Millionen + 22 Niedersachsen-Millionen macht nach Adam Riese 86 Millionen Förderung. Von 100 Millionen kann also keine Rede sein. Um auf diese Summe auch nur annähernd zu kommen, muss die Universität einen Eigenanteil von rund 12,5 Millionen erwirtschaften. Wo der genau herkommen soll, wurde bisher leider noch nicht verraten. Aus Studiengebühren oder regulären Haushaltsmitteln soll es jedenfalls nicht sein. Welche Alternativen gibt es und was sind deren Konsequenzen?
Eine wunderbare Rechercheaufgabe für alle Journalist_innen.
Quellen:
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Inkubator
[2] http://www.leuphana.de/inkubator.html
[3] http://www.leuphana.de/inkubator/aktuell/ansicht/datum/2009/08/17/rekordfoerderung-fuer-die-leuphana-staerkt-region-lueneburg.html
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