Dienstag, 13. März 2012

Der Vamos-Deal

Jetzt ist offiziell, Leuphana Universität Lüneburg und Campus Lüneburg haben sich über das Schicksal des Vamos Biergartens und die Konditionen des Deals geeinigt. LeuphanaWatch hatte schon vor Tagen exklusiv über den Durchbruch in der Vamos-Frage berichtet.

Die am gestrigen Morgen notariell besiegelte Vereinbarung (1) enthält folgende Kernelemente:
Die Vertragsparteien verständigten sich jetzt darauf, dass ein Teil der Freifläche (des Biergartens, LW) mit sofortiger Wirkung an die Universität zurückgegeben wird. Im Gegenzug erhält Campus Management eine finanzielle Entschädigung für entgangene Gewinne aus dem Biergartenbetrieb. Über die Höhe der Entschädigung, die den Berechnungen eines vereidigten Wirtschaftsprüfers folgt, haben die Parteien Stillschweigen vereinbart. (2)
Leuphana Universität Lüneburg und Campus tauschen also Zeit (der Pachtvertrag für den Biergarten lief noch bis 2014) gegen Geld (entgangener Gewinn durch frühere Rückgabe der Fläche).
Gleichzeitig wird der für die Halle (Vamos, LW) bestehende Mietvertrag um vorerst ein Jahr bis Ende 2015 verlängert.
... Auch für das Vamos gebe es nun eine klare Perspektive und ausreichend Zeit, alle Optionen für den weiteren Betrieb zu prüfen (sagt Holm Keller, LW).(2)
Der Pachtvertrag wird also um ein Jahr verlängert, so dass Campus Lüneburg genug Zeit hat, seinen Wegzug vom Unicampus vorzubereiten. Das lässt sich recht deutlich aus der LZ herauslesen, die Oberbürgermeister Mädge zitiert:
Mädge kündigt an: "Die Stadt wird dabei helfen, dem Vamos auch nach 2015 eine Zukunft in Lüneburg bieten zu können." (1)
In Lüneburg, nicht auf dem Campus. Nähere Details zu dieser Frage will Campus heute in einer Pressekonferenz bekannt geben. Mit weiteren Presseberichten ist also zu rechnen. Nicht zuletzt ist ein entscheidender und nicht zu unterschätzender Teil des Deals die Kaufoption der Leuphana Universität Lüneburg für weitere Immobilien von Campus:
Im Zuge der Verhandlungen verständigten sich Universität und Campus Management auch darüber, dass die Universität bis zum 31. Oktober 2013 Liegenschaften auf dem Campus Scharnhorststraße ankaufen kann, die sich derzeit im Besitz von Campus e. V. bzw. der Campus Management GmbH befinden. Dabei handelt es sich um das Campus Center, die sogenannte Ladenzeile, und das Gebäude 15, das derzeit als Wohnheim „Campus 1“ genutzt wird. (2)
Immobilienexperten gehen laut LZ von einem Wert von drei bis vier Millionen Euro für diese Gebäude aus. Offizielle Zahlen liegen aber nicht vor. (1) Die Kaufoption für diese Bauten ist tatsächlich ein nicht zu unterschätzender Schachzug der Leuphana Universität Lüneburg. Die Ladenzeile schiebt sich derzeit wie ein Riegel zwischen das geplante Audimax und den Bereich der Hörsäle und der Bibliothek. Außerdem ist sie mit nur einem Stockwerk (dem Erdgeschoss) eine denkbar schlechte Ausnutzung der knappen Fläche auf dem Unicampus. Ein Abriss und eine neue Bebauung durch Universitätsgebäude wäre eine sehr sinnvolle Lösung. Das gilt besonders, da auf dem Unicampus perspektivisch Platz für Entwicklungen bleiben sollte. Das muss wohl ähnlich für das Wohnheim Campus 1 gelten, welches wichtigen Platz für universitäre Nutzungen blockiert. Auch hier könnten zusätzliche Büros und Seminarräume direkt auf dem Unicampus geschaffen werden. Allerdings stellt sich vorher die Frage, wo statt dessen günstiger Wohnraum für Studenten als Ersatz geschaffen werden könnte. Warum das Wohnheim Campus 2 allerdings außen vor bleibt, erschließt sich auf den ersten Blick nicht. Vermutlich wollte der Campus e.V. es schlicht nicht abgeben - der Sanierungsstau ist in Campus 1 weit größer.

Eins überrascht dann aber doch. Es ist die scheinbare Läuterung von Vizepräsident Holm Keller. Der sagt jetzt:
Die Leuphana gewinnt durch die Option auf den Immobilienkauf Handlungsspielraum, erklärt Uni-Vizepräsident Keller: "Es geht um die Konsolidierung des Immobilien-Portfolios. Die Uni kann sich so am Standort Scharnhorststraße künftig auf eigenem Grund weiterentwickeln." Es gebe noch keine konkreten Planungen. Aber die Vereinbarung eröffne die Chance, mittel- bis langfristig bei Studentenzahlen auch räumlich ein Wachstum zu realisieren. (1)
Das hörte sich vor nicht allzu langer Zeit noch ganz anders an. Da plante Keller ein Hotel und ein weiteres Wohnheim auf dem Campus, was der ASTA seinerzeit als Platzverschwendung kritisierte. (3) Erst der Stiftungsrat stoppte das unsinnige Vorhaben und sicherte damit Flächen für eine zukünftige bauliche Entwicklung der Leuphana Universität Lüneburg.

Jetzt sichert also Holm Keller mit dem Immobiliendeal Potenziale für die Zukunft. Ein sinnvoller Schachzug, der Zustimmung verdient. Aber ist tatsächlich eine Läuterung eingetreten und Keller sichert Entwicklungsspielräume - oder will Keller lediglich Campus Lüneburg möglichst weitgehend vom Unicampus verdrängen? Letztlich kann die Motivation egal sein, die Kaufoption ist erstmal richtig.

Quellen:
(1) http://www.landeszeitung.de/lokales/lueneburg/news/artikel/handel-um-zeit-und-geld/
(2) http://www.leuphana.de/aktuell/meldungen/ansicht/datum/2012/03/12/einigung-zwischen-universitaet-und-vamos-betreibern-perfekt.html
(3) Sehr ausführlich zum Hotel Seite 26 in http://www.asta-lueneburg.de/fileadmin/images/asta2_0/sonderausgabe_campusentwicklung_online.pdf

9 Kommentare:

  1. Das wird ja eine schöne Sause. Da können Donner und Hoppe jetzt schon die Sektkorken knallen lassen. Man erinnere sich: Die Gebäude / Grundstücke wurden ja damals von Donner KOSTENLOS an Hoppe und Campus e.V. gegeben. Wenn die Uni das jetzt zurückkauft, hat Hoppe einen ordentlichen Millionengewinn gemacht. Das schaffen noch nicht einmal die Hedgefonds-Manager: aus 0 Euro mach 3-4 Millionen. So funktioniert Kapitalismus!

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    1. Dabei ist aber auch zu bedenken, dass Hoppe und Kollegen einiges an Geld in die Hand nehmen mussten, um das alles zu sanieren. Außerdem gibt es noch das riesige Minus aus den letzten Jahren, welches ich mir nicht erklären kann.

      Klingt eher nach einer Nullrechnung für Hoppe bzw. die Campus GmbH, sein Privatvermögen mag trotzdem recht groß geworden sein.

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    2. Man sollte aber auch bedenken, dass Campus in den letzten Jahren zum Kreideberg und in die Ritterakademie expandiert ist. Das hat erstmal sicherlich einiges gekostet, was schlechtere Ergebnisse erklären könnte. Aber abgesehen davon dürften sich die drastisch gesunkenen Studierendenzahlen natürlich auswirken - auf die zwei Cafes, die auf dem Campus bereits geschlossen wurden und natürlich den Umsatz von Cafe 9. Dass der Kopierladen kein großer Gewinnbringer ist, dürfte ja bekannt sein. Da über das Privatvermögen zu spekulieren, halte ich für wenig sinnvoll. Wie gesagt, egal was man von Campus hält. Die Rahmenbedingungen und die Verlagerung der Aktivitäten in Richtung Stadt werden sich wohl auch finanziell ausgewirkt haben.

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  2. Donner hat das Tafelsilber an Campus verscherbelt, und von Keller wird es jetzt vergoldet. Und niemand schreit Skandal.

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  3. Die Grundstücke hier auf dem Campus wurden erst so wertvoll, als die Unileitung entschieden hat, dass alles auf dem Centralcampus konzentriert werden soll. Würde die Uni geschlossen werden wäre die Ladenzeile so zimmlich wertlos.
    Es wäre nur ein Skandal, falls Donner damals schon gewusst hatte, dass die Uni in wenigen Jahren dringend die Flächen braucht.

    Erweiterungsflächen für weitere Neubauten sind am Standort Volgershall noch ausreichend reserviert gewesen. Hätte die Stadt erwartet, dass die Uni mal mehr Platz brauchen könnte hätte sie das Wohngebiet erst 100 Meter später anfangen lassen. Mitte der 90'er konnte sich keiner Vorstellen, dass der Platz für die Uni auf der vorhandenen Kasernenfläche mal knapp werden könnte. Heute kann Keller und Spoun sich nicht vorstellen, dass die Uni Lüneburg mal wieder 10.000 Studierende haben könnte.

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  4. http://www.landeszeitung.de/lokales/lueneburg/news/artikel/zuversicht-ohne-plan-b/

    fährt hoppe wirklich volles risiko und riskiert den verlust des vamos und der dortigen arbeitsplätze?

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  5. "Zuversicht ohne Plan B"

    Wie frech :-)

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  6. Da Plan B für unter 50 Euro pro Abend zu mieten ist handelt es sich bei den Veranstaltungen im Plan B um Veranstaltungen in einem völlig anderem Preissegement. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass die räumliche Nähe von Plan B zu einer Konkurrenzsituation mit dem Vamos führt. Letzteres kostet ja volle 500,- Euro.

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    1. Und das Audimax soll 5000 Euro kosten. 50 - 500 - 5000. Schöne Staffelung.

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