Posts mit dem Label Heiko Franken werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Heiko Franken werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 20. Februar 2012

Heiko Franken bald Leuphana-Vizepräsident?

Im Mai endet die Amtszeit von Präsident Sascha Spoun und dem hauptamtlichen Vizepräsidenten Holm Keller. Während Spoun im vergangenen Jahr für eine weitere Amtszeit wiedergewählt wurde, scheiterte Kellers Verlängerung zunächst (LeuphanaWatch berichtete). Nach einem unwürdigen Tauziehen sollte Keller als Vizepräsident in 50% Teilzeit wiederbestellt werden. Gegen diese Variante ist noch immer eine Klage beim Oberverwaltungsgericht Niedersachsen anhängig, die Entscheidung steht noch aus. In jedem Fall ist im Mai ein hauptamtlicher Vizepräsident in 50% Teilzeit zu besetzen - oder aber es ist bei einem Sieg der Senatoren vor dem OVG erneut über die gesamte Vollzeitstelle abzustimmen. In jedem Fall wird neues Personal benötigt.

In den vergangenen Wochen und Monaten häufen sich die Indizien, dass das Präsidium der Leuphana Universität Lüneburg den derzeitigen Geschäftsführer der Professional School, Heiko Franken, als neuen hauptamtlichen Vizepräsidenten aufbauen will.

Ein für die Öffentlichkeit sichtbares Indiz druckte die Lünepost am vergangenen Wochenende ab. In einem größtenteils wörtlich aus einer Pressemitteilung der Leuphana Universität Lüneburg (1) übernommenen Artikel zum Baubeginn des Audimax (2) darf sich neben Holm Keller auch Heiko Franken äußern:
Der Leiter der Professional School, Heiko Franken, ist zufrieden: "Ich habe ein gutes Gefühl." (2)
Es ist die einzige Ergänzung zur Pressemitteilung, welche die Lünepost vorgenommen hat. Inhaltlich hätte getrost auf sie verzichtet werden können, denn Neuigkeiten kann Heiko Franken nicht beitragen. Man könnte meinen, der Name hätte in der Öffentlichkeit platziert werden sollen. Denn warum kommt ausgerechnet der Geschäftsführer der Professional School zu Wort?

Auf der gleichen Seite berichtet die Zeitung über ein erstes Projekt des Innovationsinkubators, welches jetzt abgeschlossen wurde. Wie der Bereich Campusentwicklung gehört auch der Inkubator zum Aufgabenbereich von Holm Keller, dem hauptberuflichen Vizepräsidenten für "Innovations-Inkubator und Universitätsentwicklung" (3). An dieser Stelle ist fast das gleiche Spiel zu beobachten. Erneut wird Heiko Franken als Experte präsentiert:
So ist das erste abgeschlossene Inkubator-Projekt wohl als erfolgreich zu bezeichnen, wie auch Heiko Franken von der Professional School betont: "Hier wurden vier neue Arbeitsplätze geschaffen - mal sehen, wie es mit den anderen rund 50 Projekten weitergeht..." (4)
Dieses Mal wird Franken sogar mit Bild abgedruckt, darunter noch einmal das Zitat in leicht anderer Formulierung. Zum Projektteam gehört der Geschäftsführer der Professional School aber offensichtlich nicht (5). Auch in der Pressemitteilung der Leuphana Universität Lüneburg kommt er nicht vor (6). Trotzdem darf er im Artikel quasi die Rolle des eigentlich zuständigen Holm Keller übernehmen und die Gesamtsicht für den Inkubator vertreten.

Wie aus Uni-Kreisen zu hören ist, fällt Heiko Franken bereits seit längerem durch seine anscheinend ungewöhnlich häufige Präsenz bei allgemeinen Veranstaltungen auf, z.B. in der Reihe "Leuphana auf dem Weg". Hinter vorgehaltener Hand wird heftig über mögliche Motivationen diskutiert. Beobachter vermuten, es ginge bereits darum Gesicht zu zeigen und ein Image als "Kandidat des Hauses" aufzubauen (7).

Als Unternehmensberater würde Heiko Franken jedenfalls gut zum Duo Spoun / Keller passen oder könnte Keller gar ersetzen. Seine langjährige Tätigkeit in herausragender Position bei der Boston Consulting Group würde in Ergänzung zum McKinsey-Manager Keller beide großen Unternehmensberatungen an die Leuphana Universität Lüneburg binden. Hinzu käme durch den ähnlichen beruflichen Background beider Personen eine vermutlich relativ unkomplizierte Zusammenarbeit. Das zeigte sich schon in der letzten Startwoche, wo Franken Teil des Lehrendenteams war, sein ehemaliger Arbeitgeber von zentraler Bedeutung (LeuphanaWatch berichtete). Möglicherweise könnte er die nächste Startwoche ganz von Keller übernehmen, der bei den Studenten nicht besonders gut ankam.

Sollte Heiko Franken Ambitionen als Vizepräsident hegen, ist darüber hinaus die Zeit auf seiner Seite. Nach einem Urteil des OVG in der Causa Keller wird in jedem Fall unabhängig vom Ausgang eine Stellenausschreibung nötig sein. Zeitlich wird das bis Mai sehr knapp, so dass sich die Zahl der Bewerbungen in Grenzen halten dürfte. Eine hausinterne Lösung bietet da vordergründig einen gewissen Charme. Ob sich die Leuphana Universität Lüneburg allerdings einen weiteren Unternehmensberater in der Leitungsebene installieren möchte, wird noch zu diskutieren sein.

LeuphanaWatch wird die Angelegenheit weiter im Auge behalten.

Quellen:
(1) http://www.leuphana.de/aktuell/archiv-startseiten-news/zulassungsbescheid-libeskind-bau.html
(2) "Audimax-Bau startet jetzt", Lünepost 18./19. Februar 2012, Seite 3
(3) http://www.leuphana.de/holm-keller.html
(4) "Neue Arbeitsplätze durch Uni-Inkubator", Lünepost 18./19. Februar, Seite 3
(5) http://www.leuphana.de/professional-school/wissenstransfer/forschung-entwicklung/im-inkubator/operations-excellence.html
(6) http://www.leuphana.de/aktuell/meldungen/ansicht/datum/2012/02/16/erstes-inkubator-projekt-erfolgreich-abgeschlossen.html
(7) LeuphanaWatch dankt für den Hinweis.

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Kapitulation einer Universität

Die Startwoche der Leuphana Universität Lüneburg behandelt ein sicherlich interessantes und wichtiges Thema. Vermutlich wird sie vielen Studenten aufregende Tage bereiten und die inhaltliche Arbeit Spaß machen. 'Gesundheit!' ist gleichzeitig aber auch die endgültige Machtübernahme der Unternehmensberater an der Leuphana Universität Lüneburg. Sie haben erst hinter den Kulissen und später immer offensiver eine öffentliche Bildungsinstitution nahezu vollständig unter ihre Kontrolle gebracht (LeuphanaWatch berichtete). Die Startwoche 2011 ist ihr Triumpfzug, bei dem die Macht öffentlich zur Schau gestellt wird.

Bereits gestern schrieb LeuphanaWatch über einen Brandbrief des ASTA an die Studenten. Darin wiesen die Studentenvertreter auf die wesentliche Rolle der Unternehmensberatung BostonConsultingGroup in der diesjährigen Startwoche hin. Wir haben recherchiert.

Das Team der Lehrenden besteht vollständig und ausschließlich aus Unternehmensberatern:

Holm Keller
1996 - 2002 McKinsey & Company (1)
2002 - 2006 Bertelsmann AG (1)
min. bis 2008 McKinsey & Company (parallel zur Vizepräsidentschaft) (2)

Heiko Franken
12 Jahre Partner und Geschäftsführer der BostonConsultingGroup (1)

Dr. Carsten Siebert
1999 - 2004 Mc Kinsey & Company (1)

Dr. Matthias Afting
2000 - 2006(?) McKinsey & Company (1)

Unter den sog. "Experten" befinden sich mindestens vier Personen, die aktuell bei der BostonConsultingGroup beschäftigt sind:

Dr. Markus Peterseim

Partner & Managing Director, Mitglied der Praxisgruppe Health Care und Corporate Development der Boston Consulting Group (3)

Elisabeth Hansson

Partner & Managing Director der Boston Consulting Group Schweden (3)

Graham Rich
Director of Health Services der Boston Consulting Group UK (3)

Marcel Thom
Principal der Boston Consulting Group Schweiz (3)

Wie viele weitere Experten bereits entscheidende Positionen bei den großen Unternehmensberatungen inne gehabt haben, konnten wir aufgrund der hohen Zahl von Personen nicht überprüfen. In der Bewertungskommission für die Vorschläge zur Verbesserung des Gesundheitswesens besetzen Unternehmensberater jedenfalls gleich zwei von fünf Plätzen:

Dr. Axel Heinemann
"Seit 1993 arbeitet Dr. Axel Heinemann bei der Boston Consulting Group. Aktuell ist er Senior Partner und geschäftsführender Direktor und leitet die deutsche und schweizerische Praxisgruppe Health Care." (4)

Prof. Dr. Jürgen Kluge

1999 - 2006 Leiter der Unternehmensberatung McKinsey & Company Deutschland (4) In diesem Zeitraum befasste er sich u.a. mit dem deutschen Bildungssystem (5)

Damit nicht genug. Als Förderer der Startwoche taucht die BCG ebenfalls auf. (6) Was dem Fass den Boden ausschlägt, ist folgendes: Alle Erstsemester bekamen ein Heft mit dem Titel "Das deutsche Gesundheitssystem" überreicht. In bestem BostonConsulting-Grün gehalten "informieren" die Unternehmensberater alle Erstsemester. Auf der Titelseite prangt in fetten Buchstaben "BCG", weiter unten "TheBostonConsultingGroup". Neben der Abkürzung ist ein Leuphana-Logo. Beim Umblättern stößt Student auf ein Selbstportrait der BCG und eine Auflistung der Autoren. Es handelt es sich bei Nicolas Busch, Bianca Drebber (ehem. Mitarbeiterin Dr. Wuggenig (7) & WHK im Präsidium (8)), Ninon Latzitis, Felix Wagner und Christian Zischek um Mitarbeiter der BCG. Wenige Seiten weiter begrüßen der Vorsitzende der Geschäftsführung der BostonConsultingGroup Christian Veith und Vizepräsident und McKinsey-Berater Holm Keller die Studenten. Auf jeder der folgenden Seiten findet sich am unteren Rand der Schriftzug "TheBostonConsultingGroup". (9)

Wer die Marketingabteilung der Leuphana Universität Lüneburg kennt, muss sich wundern. Wo peinlich genau auf die Einhaltung des Corporate Designs geachtet wird, ist plötzlich ein grünes Heft kein Problem? Es scheint, als stünde der ein oder andere über dem (Marketing-)Gesetz.

LeuphanaWatch fasst zusammen: Unternehmensberater, soweit das Auge reicht. Designvorgaben der Leuphana Universität Lüneburg vollkommen unwichtig. Die Startwoche ist fest in den Händen von McKinsey und BostonConsultingGroup. Es ist die Bankrotterklärung einer öffentlichen Universität, die ihre Erstsemester den Denkmustern und Weltbildern dieser Unternehmen überlässt. Noch schlimmer ist freilich, dass der andernorts erwartbare Aufschrei der Wissenschaftsgemeinschaft scheinbar ausbleibt. Es ist die Kapitulation einer öffentlichen Universität. Noch nie haben wir das "Universität Lüneburg" hinter Leuphana so dick und so dringend durchstreichen müssen, wie in diesen Tagen. Was hier passiert ist das Assessment Center respektive die Kaderschmiede eines Wirtschaftszweiges und nicht mehr Universität. Es ist Leuphana Universität Lüneburg in Perfektion.

Quellen:
(1) http://www.leuphana.de/no_cache/college/bachelor/leuphana-semester/startwoche/lehrende-team.html
(2) http://www.asta-lueneburg.de/fileadmin/images/asta2_0/sonderausgabe_holm_keller_online_teil2.pdf (Seite 34)
(3) http://www.leuphana.de/no_cache/college/bachelor/leuphana-semester/startwoche/experten.html
(4) http://www.leuphana.de/college/bachelor/leuphana-semester/startwoche/experten/bewertungskommission.html
(5) http://de.wikipedia.org/wiki/Jürgen_Kluge
(6) http://www.leuphana.de/no_cache/college/bachelor/leuphana-semester/startwoche/foerderer.html
(7) Abzuleiten aus http://www.turia.at/pdf/inh_translate1.pdf (Seite 2)
(8) Autorin des Dokuments www.naw.din.de/.../N1555_Anmeldung_ %20Nitrat%20Ringversuch%202009_05.doc ist "Wissenschaftliche Hilfskraft Präsidiumsbüro / Bianca Drebber".
(9) Wir danken allen Einsendern für ihre Hinweise und das umfangreiche Belegmaterial.

Dienstag, 11. Januar 2011

Leuphana, deine Berater

Der Kabarettist Volker Pispers sagt über Berufsgruppen, die die Welt nicht braucht:
Nach Erfolg bezahlte Banker, sind Sie des Wahnsinns? Da können Sie auch anfangen, Unternehmensberater nach Erfolg zu bezahlen. (...) Das ist die am schnellsten wachsende Berufsgruppe Deutschlands, arbeiten tut hier doch kaum noch einer. Aber beraten wird ja rund um die Uhr. Wir sind die Weltmeister im beraten. Allein in Düsseldorf leben 22000 Unternehmensberater, die haben die ganze Stadt unterwandert, die leben da in der Kanalisation. (...) Unternehmensberater: Eunuchen. Sie wissen wie man's macht. Diese Klugscheißer, die in Sekunden ganze Flipcharts vollschmieren können mit Informationen, die Sie jedem Mickey Mouse-Heftchen entnehmen können. (...) Würden die nach Leistung bezahlt, wären wir einen Großteil der Unternehmensberater wieder los. Die wären nämlich verhungert.
Volker Pispers
Der Kabarettist spricht aus, was spätestens seit der Finanzkrise viele Menschen denken. Darf man das so sagen und sind Unternehmensberater wirklich so schlimm? Die Antwort hängt davon ab, wen man fragt. Manch einer macht sich nicht nur lustig, sondern hält das Beratervolk für gefährlich. Es wird behauptet, die Anzugträger von Mc Kinsey & Co unterwanderten in Kooperation mit der Bertelsmannstiftung das deutsche Bildungssystem, um es in eine ihnen genehme Richtung zu lenken. Die Richtung heißt vor allem: Geld damit verdienen und die Taschen füllen. Aber auch inhaltlich soll der Einfluss erheblich sein. Es ist von einer neoliberalen Ausrichtung, der "unternehmerischen Hochschule" als Gegenpol zur ineffizienten demokratischen Universität die Rede.

Und wie ist die Situation vor Ort? Gibt es Unternehmensberater an der Leuphana Universität Lüneburg? Beispiele:

Holm Keller, Vizepräsident,
war von 1996 bis 2002 bei Mc Kinsey "Associate Principal" und u.a. in Wien, München und New York tätig. 2002 wechselte er zur Bertelsmann DirectGroup, wo er bis 2006 zahlreiche Ausgaben wahrgenommen hat. Die Homepage der Leuphana nennt:
President Corporate Development Asia (Shanghai, 2004 – 2006); Senior Vice President Corporate Development (Gütersloh, Seoul, Sydney, 2004), Senior Vice President Corporate Development (bookspan – a Time-Warner-Bertelsmann Partnership, New York, 2003); Vice President International Projects, English-Speaking Clubs (London, 2002)

Burkhard Funk, Vizepräsident,
war ebenfalls bei Mc Kinsey in Lohn und Brot. Er baute die so genannte "E-Commerce-Practice" auf.

Nils Ole Oermann, Vizepräsident,
war als Unternehmensberater der Boston Consulting Group von 1999 bis 2001 in Neuseeland und Australien im Einsatz.

Heiko Franken, Geschäftsführer Professional School,
ist ehemaliger Vice President der Boston Consulting Group.

Carsten Siebert, Startwochenteam,
arbeitete von 1999 bis 2004 bei der Beratungsfirma McKinsey & Company, hauptsächlich mit Klienten aus dem öffentlichen Sektor sowie mit Medien- und Telekommunikationsunternehmen.

Ohne große Recherche finden sich mehr als genug Beispiele. Was bedeutet das?

Man muss sicherlich unterscheiden: In bestimmten Berufsfeldern ist es beinahe normal, eine gewisse Zeit bei einer Unternehmensberatung tätig gewesen zu sein. Interessant ist demnach die Position und da müssen sich die Beispiele nicht verstecken. Wir haben nicht nur irgendwelche kleinen Unternehmensberater, sondern teilweise ehemaliges Führungspersonal aus hochrangigen Positionen. Wichtig ist natürlich auch, an welchen Stellen diese Menschen an der Universität eingesetzt sind. Es sind Schlüsselpositionen, sei es im Präsidium oder in der Startwoche. Gerade die eignet sich besonders, den Erstsemestern von Anfang an die richtigen Ansichten zu vermitteln. Es drängt sich auf, von einem geschickten System zu sprechen.