Ich selbst bin Ersti und obwohl ich hier "aus der Gegend" komme, waren mir die Probleme und Sachverhalte, welche ihr [LeuphanaWatch, LW] behandelt, gerade einmal ansatzweise klar.
Von dem was man so hier und da mal hört, war ich schon nicht sonderlich begeistert über die Unileitung und deren Geschäfte, maß dem aber offensichtlich zu wenig Bedeutung bei.
Von der Startwoche an sich war ich schon im Vorfeld ebenso wenig begeistert, ging allerdings nicht von einer solchen Propagandaveranstaltung im Sinne der "Global Player" aus.
Ich war offen gestanden schockiert, als mir mehr und mehr klar wurde, was da eigentlich abläuft, wer mich da eigentlich auf "wissenschaftliche Arbeit" behauptet vorzubereiten, was für eine Ideologie da vertreten wird und so weiter und so fort.
Nachdem es ein wenig in mir gegrummelt hatte (ich wollte nicht als Querschläger auffallen), mehrten sich aber schon am ersten Tag die kritischen Stimmen innerhalb meiner Gruppe und "Kohorte".
Neben den kleinen persönlichen Eigenheiten des Herrn Keller (respektieren fremder Redezeiten, Englisch etc.) fiel mir besonders auf, dass er auf kritische, von starken Applaus begleitete Beiträge im Plenum zwar zunächst augenscheinlich gelassen reagierte, sich aber mit seinem treuen Begleiter von McKinsey & BCG immer weiter in Ausreden, Gegenfragen und nervöse Ablenkungen flüchtete.
Entgegen meiner Befürchtungen und ersten Eindrücke hat ja nun tatsächlich ein recht revolutionärer Vorschlag gesiegt (im Prinzip geht es ja um die Abschaffung der Krankenkassen an sich), was ich zunächst nicht für möglich gehalten hätte.
Trotz der unerwarteten Freiheit muss man aber dennoch beachten, welche Firmen und Konzerne sich in der Startwoche präsentieren und natürlich auch profilieren konnten. Anstatt wissenschaftlicher Arbeit, kam es hier mehr zu Wirtschafts- und Politikverhandlungen, die tatsächliche Analyse (was man meiner Meinung nach als wissenschaftlich werten und somit mehr gewichten sollte), entfiel auf eine sehr begrenzte Zeit. Zudem erinnerte die Veranstaltung leicht an meinen Politikunterricht der letzten Jahre, in welchem einem zwar die Probleme des deutschen und europäischen Systems aufgezeigt wurden, gleichzeitig aber bedeutet wurde, dass das System nicht perfekt, dennoch aber das bestmögliche sei, was sich für mich stark nach Suggestion anfühlt, sodass man gar nicht erst auf "dumme Gedanken" kommt.
Ebenso störend finde ich, dass die Verstrickungen der Unileitung mit den diversen Firmen wie McKinsey und BCG durch diese großzügige Förderung einfach legitimiert wurden. Trotz vieler kritischer Nachfragen und Diskussionen unter uns Erstis sind es immernoch viel zu viele, denen diese Verhältnisse entweder nicht klar oder sogar egal sind, denn "wir profitieren ja davon". Die Investitionen der Firmen scheinen sich also jetzt schon ausgezahlt zu haben, die Indoktrination durch BCG und Co sind perfekt, ihr Image wunderbar poliert und mit der Referenz der Leuphana kann man sich nun international schmücken, die möglichen Folgen möge sich jeder selbst ausmalen.
In allem muss ich sagen, dass die Idee der Startwoche im Prinzip eine sehr gute war, da das Themenfeld ein riesiges Diskussions- und Forschungspotential hat. Dass die Startwoche aber von Managern statt Professoren geleitet wird, macht ein neutrales Arbeiten fast unmöglich. In einer interdisziplinären Startwoche sollten diese Menschen meiner Meinung nach keine derart tragende Rolle spielen, wenn man sich der Illusion hingeben möchte, auf ein Studium und nicht die Karriere in der BCG vorbereitet zu werden.
Wenn schon das penibel gepflegte Coorporate Design der Leuphana durchbrochen wird und Wissenschaftler an der Uni in den Hintergrund treten, läuft so einiges falsch wie ich finde!
LeuphanaWatch dankt für den Beitrag, den wir per eMail erhalten haben.
Mittwoch, 19. Oktober 2011
Startwoche 2011: ein Erfahrungsbericht
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Wer ganz offensichtlich einen so stark eingeschränkten Horizont hat, überall "Propaganda" und "Verstrickungen" wittert, sollte sich bitte schnellstmöglich exmatrikulieren und an einer anderen Uni oder FH immatrikulieren, die genauso mittelmäßig wie er/sie selbst ist...
AntwortenLöschenWer ganz offensichtlich einen so stark eingeschränkten Horizont hat, nirgendwo "Propaganda" und "Verstrickungen" zu wittern, sollte sich bitte schnellstmöglich exmatrikulieren und an einer anderen Uni oder FH immatrikulieren, die genauso mittelmäßig wie er/sie selbst ist...
AntwortenLöschenDeckung, da kommt wieder Kritik. Alle sofort den Kopf in den leuphanaroten Sand stecken!
AntwortenLöschenWenn es mehr solcher kritischen und reflektierten Erstis gibt, dann ist mir um die Zukunft der Uni nicht bange. Ich bin ehrlich gesagt etwas erleichtert.
AntwortenLöschenDer grösste Lump im ganzen Land das ist und bleibt der Denunziant.
AntwortenLöschen"Ein Whistleblower (vom Englischen to blow the whistle; auf Deutsch wörtlich: „die Pfeife blasen“) bzw. Hinweisgeber ist ein Informant, der Missstände wie illegales Handeln (z. B. Korruption, Insiderhandel und Menschenrechtsverletzungen) oder allgemeine Gefahren, von denen er an seinem Arbeitsplatz oder beispielsweise bei einer medizinischen Behandlung erfährt, an die Öffentlichkeit bringt."
AntwortenLöschenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Whistleblower
Wie geil ist das denn? Die Gehirnwäsche der Erstis durch AStA und EUFA funktioniert tatsächlich.
AntwortenLöschenPS: Die Daniele ist eine richtig tolle Whistleblower.in. Das kann ich nur bestätigen.
Ich war es mal wieder nicht (23:10).
AntwortenLöschenDas erschreckende daran ist (und das macht es dann ganz deutlich, dass kein echter Ersti das geschrieben hat), dass es eine Gleichsetzung von Wirtschaftsvertretern = unneutral, ideologisch, bösartig und aber gleichzeitig Professoren = neutral, objektiv, dem Guten und Wahren verpflichtet (obwohl z.B. vermutlich die meisten von ihnen Privatpatienten sind). Da steckt noch eine gewisse Naivität dahinter, sollte es sich tatsächlich um einen Ersti handeln. Das ist aber aufgrund von Wortwahl und Tendenz eher nicht zu vermuten. Eher handelt sich um einen Doktoranden oder so, der selbst einmal Professor werden möchte und dem die ganze Leitungsmannschaft um Keller und Co. viel zu unwissenschaftlich ist.
AntwortenLöschenEin valider Punkt steckt natürlich drin: die Startwoche hat sich mehr am realen Leben orientiert als das, was man sonst an der Uni geboten bekommt. Das kann Vor- und Nachteile haben.
Ja, das hat nichts mit Denunzianten zu tun. Hier gibt es ja keinen Polizeistaat auf dem Campus, ganz im Gegenteil kann hier jeder machen, was er/sie will. Und es ist tatsächlich ein Fake. Es hat ja echte, auch mal kritische Stimmen der Erstis zur Startwoche gegeben, die waren aber eher so, dass sie sich über zu viel Arbeit und zu lange Tage beschwert hatten. Die Kritik kann man verstehen, wenn sie auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass sich anscheinend viele Leute hier erst mal ausruhen wollen.
AntwortenLöschenhaha... whistleblower klingt wie oralsex
AntwortenLöschenEs ist doch erstaunlich, dass hier einige sofort "Fake" schreien, wenn ihnen etwas nicht passt. Ich halte den Beitrag für durchaus echt, denn ich habe bislang eine ganze Reihe von sehr kritischen Erstis getroffen.
AntwortenLöschenEs ist natürlich nicht möglich herauszufinden ob es ein Fake ist oder nicht. Dazu müsste die Person ihre Anonymität aufgeben. Angesichts der Tatsache, wie Personen die es wagen hier mit Klarnamen zu schreiben niedergemacht werden, würde ich das der Person nicht raten.
AntwortenLöschenAnsonsten Beglückwünsche ich den oder die Ersti für das reflektierte und kritische Betrachten der Startwoche und entschuldige mich für das pöbelhafte und peinliche Gebaren des "anonymen Mobs", bzw. meiner anonymen KomilitonInnen (oder welche Personen der Universität hier sonst noch anonym rumtrollen...).
Die Startwochen-Erfahrungsberichte sind ja nicht neu. In schöner Regelmäßigkeit haut jedes Jahr ausgerechnet ein "Ersti" einen solchen Bericht raus, wobei sich die verarbeiteten Stichwörter seltsamerweie jedes Jahr gleich.
AntwortenLöschenIch kann mich auch an einen Artikel von einem Caspar Heybl erinnern, der in genau diesem Stil verfasst worden ist.
Da sollte man meinen, dass das Pseudonym "Ersti" ein Alter Ego von Caspar Heybl ist. Wie passend!
M. Fabian hat geschrieben: "denn ich habe bislang eine ganze Reihe von sehr kritischen Erstis getroffen."
AntwortenLöschenIch dachte immer, du stehst eher auf Langzeitstudenten.
15:53 "haha... whistleblower klingt wie oralsex"
AntwortenLöschenLeider fehlen uns die Frauen.
Sehr originell, aber das war ich natürlich auch nicht. Habt ihr auch inhaltliche Beiträge?
AntwortenLöschenDanke für's Niederschreiben. Habe ich im Prinzip nahezu identisch wahrgenommen.
AntwortenLöschenIch habe tatsächlich ähnliche Geschichten von mehreren Erstis gehört und finde es schön, dass so etwas niedergeschrieben wurde.
AntwortenLöschenEs ist doch schön, wenn es Personen gibt, die schon im ersten Semester die Dinge nicht nur hinnehmen, sondern auch mal kritisch hinterfragen! Mancher Kommentar hier lässt jedoch darauf schließen, dass es in den höheren Semestern noch Studierende gibt, die das kritische Hinterfragen noch nicht gelernt haben...