Gestern schwieg LeuphanaWatch und gönnte Holm Keller seinen Phyrrussieg. Auch heute schenken wir ihm noch einmal großzügig die erste halbe Stunde des Tages. Keller darf Vizepräsident der Leuphana
Die Facebookgruppe Spoun4President feiert und hier auf LeuphanaWatch melden sich ebenfalls Unterstützer zu Wort. Das kann jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass gestern fast alle verloren haben.
Der ASTA und seine Freunde haben verloren, die Holm Keller umbedingt aus der Uni jagen wollten. Sie hatten noch einmal sämtliche Schandtaten von Keller in ihrer ASTA Zeitung 'The Holm Files' ausgebreitet. Sie forderten einen öffentlichen Prozess und eine Ausschreibung der Stelle. Noch vor kurzem riefen sie dazu auf, das Ergebnis des Senat vom 6.4. anzuerkennen - ohne Erfolg. Das befürchtete Flatrate-Wählen konnte nicht verhindert werden.
Verloren hat ebenfalls der Senat. In einem unwürdigen Schauspiel ließen sich die Senatoren wie an einem Ring in der Nase durch die Manege ziehen. Nach einem kurzen Aufbäumen Anfang April knickten letztlich zu viele ein. Es reichte dafür die Aussage, dass der Präsident es nur mit Keller machen wollte. Man sah sich offenbar außer Stande, diesem Sandkastengehabe etwas entgegen zu setzen. Von einer "Selbstaufgabe der akademischen Selbstverwaltung" spricht ein ehemaliger Präsident - zu Recht. Der Senat wird in Zukunft noch einen schlechteren Stand haben. Ein Hinweis auf den möglichen Rücktritt des Präsidenten wird als Disziplinierungsmaßnahme ausreichen.
Verloren hat die gesamte Universität. Kellers nächster Skandal wird ihr zu schaffen machen, denn niemand kann mehr behaupten, nicht gewarnt gewesen zu sein. Durch das wochenlange Hickhack um die Wiederwahl, diesen einmaligen Vorgang in der deutschen Hochschullandschaft, ist das Ansehen schwer getroffen. Rückgradtloses Abstimmungsverhalten der Senatsmitglieder tut sein Übriges. Die akademische Selbstverwaltung hat ihre Kapitulation unterzeichnet. Es kann doch niemand mehr verstehen, was dort hinter verschlossenen Türen vor sich gegangen ist.
Verloren hat auch Holm Keller. Er schaffte seine Wiederwahl nicht aus eigener Kraft und musste von seinem Freund Sascha gerettet werden. Es ist sonnenklar: Kaum jemand hält Keller für eine gute Besetzung des Amtes, man wählte ihn nur weil Sascha Spoun seine Zukunft daran knüpfte. Wie LeuphanaWatch erfuhr, drohte Spoun am gestrigen Tag erneut mit sofortigem Rücktritt und konnte nur dadurch Keller ins Ziel retten. [2] Dessen Gegner werden bei nächster Gelegenheit nun noch verbissener zuschlagen.
Keller ist trotz allem der einzige Gewinner. In der Vergangenheit war er selten am Campus und regelmäßig mit dem Vorwurf konfrontiert, er kümmere sich nicht um seine Kernaufgaben. Jetzt ist das kein Problem mehr. Für lästige Verwaltungsaufgaben bekommt er eine Aushilfe, die sich "Vizepräsident in 50% Teilzeit" nennen darf. [2] Wenn Keller wieder einmal nicht anwesend ist, kann er auf seine Teilzeitstelle verweisen. Nebenbei hat er noch mehr Zeit als zuvor, sich um seine ertragreichen Nebentätigkeiten zu kümmern. Und ob Keller in Zukunft nur noch 50% seines Gehalts verdienen wird, darf getrost bezweifelt werden. Niemand wird es überprüfen können, blieb doch die Höhe trotz durchsickernder Zahlen bislang offiziell geheim.
Als der größte Verlierer des (gestrigen) Tages wird jedoch Präsident Dr. Sascha Spoun in die Geschichtsbücher eingehen. Vordergründig hat er sich durchsetzen können: Er selbst wurde sofort wiederbestätigt und er verhalf auch Keller zur Wiederwahl. Sein Ziel hat er erreicht.
Es stellt sich allein die Frage nach dem Preis. In selbstherrlicher Art und Weise setzte er sich mit der Neuausrichtung gleich und befeuerte die Angst vor dem Untergang. Nur er - einem Messias gleich - könnte das abwenden, denn ohne ihn gäbe es die völlige Ungewissheit. Der Präsident schürte durch sein Verhalten die Angst, ja die blanke Panik, vor dem Wertverfall des Studienabschlusses, dem Wegfall des Arbeitsplatzes, dem Verlust der Universität als Ganzes. Er hätte dem entgegentreten können, aber er tat es nicht. Statt dessen nutzte er die Situation aus.
Spoun hat sein gesamtes politisches Gewicht in die Waagschale geworfen - weil er es musste. Er nahm nach massivem Druck die Wahl am 27. April an, nur um eineinhalb Wochen später scheinbar erneut mit dem sofortigen Rücktritt zu drohen. Die Rücktrittsdrohung als taktisches Maneuver ist bekannt. Eine Wahl aus strategischen Gründen kurzzeitig anzunehmen und wenige Tage später wieder mit Rücktritt zu drohen zeugt von Schwäche oder einer unfassbaren Arroganz der Macht.
Spoun zwang die gesamte Universität grundlos in eine Zerreißprobe und richtete damit schweren Flurschaden an. Das Verhalten des Präsidenten ist beschämend und peinlich. Das Wohl der Universität scheint egal, Hauptsache mit dem Kopf durch die Wand. Dabei wäre es ein Leichtes gewesen, die Situation zu entschärfen. Spoun hat es nicht getan. Statt dessen steht er als derjenige da, der es ohne Holm Keller nicht kann. Sein Studienmodell scheint die Universität nicht gut aufzustellen, denn ohne Kellers Netzwerke ist sie nicht überlebensfähig. Wie sonst kann das Verhalten des Präsidenten gedeutet werden? Damit schmälert Spoun überflüssigerweise das Erreichte und seine eigene Leistung. Er befeuert die Bedenken all jener, die von einer großen Blase sprechen, die irgendwann platzen wird.
Für den Moment hat Sascha Spoun sich durchgesetzt. Mittel- und langfristig könnte ihn das noch teuer zu stehen kommen. Sascha Spoun und Holm Keller sind angeschlagener denn je.
[1] http://www.leuphana.de/aktuell/meldungen/ansicht/datum/2011/05/06/spoun-und-keller-bleiben-im-amt.html
[2] Wir danken für den Hinweis.
angeschlagener als jemals zuvor? ich glaueb in den kommendenjahren können sie die uni endügltig so umstrukturieren, dass es bei zukünftigen Entscheidungen nicht einmal mehr knapp werden dürfte... ich denke eher, dass einige professoren, die erheblichen widerstand geleistet haben nun einen sehr schweren standpunkt haben werden... beispielsweise herr maset. ich möchte das ganz gara nicht bewerten, aber ich glaube es ist egal wie man es findet, ein sieg für die beiden... und jetzt kann man nur warten ob die blase irgendwann platzt oder nicht...
AntwortenLöschenDa hast du absolut Recht. Es ist doch so, dass der aktuelle Senat nicht die Meinung der Mitglieder der Uni abbildet und das grade bei den Profs! (die ganzen neuen sind nicht drin)
AntwortenLöschenGlückwunsch an die Uni, das war noch grade rechtzeitig. Die richtige Entscheidung für die Zukunft
Gott sei Dank muss man bald den Blödsinn, der fast täglich über den Campus wapperte, bald nicht mehr ertragen.
AntwortenLöschenDie alte Uni Lüneburg hat sich hoffentlich ein allerletztes Armutszeugnis ausgestellt. Man wollte mit aller Macht verhindern, dass etwas vollkomm neues entsteht und war bereit, den bereits stehenden Rohbau der Neuausrichtung wieder einzureissen.
Watchblog: Ihr sagt ihr sammelt Fakten, Daten und Meinungen... Dieser Artikel ist eindeutig kein Fakt sondern eure persönliche Meinung. Klar stimmen die Grundannahmen, doch die Auslegung ist doch sehr unreflektiert.
AntwortenLöschenAnsonsten gebe ich allen meinen Vorredner Recht!
Meinung auf dem Campus: 3 von 4 Dekanen waren gegen diese Lösung. Den Brief, der für diese Lösung warb, haben nur ein Drittel der Profs unterschrieben, darunter sogar pensionierte. Entscheidend für mich ist auch, wie die Keller-Befürworter mit Andersdenkenden umgegangen sind. Spoun lobte heute die Befürworter, es sei ja ach so schwer gewesen für Keller zu sein. Das Gegenteil ist der Fall.
AntwortenLöschenOh...wie die "Gegner" mit anderen umgegangen sind steht dem in nichts nach! und die Lösung der 3 von 4 Dekane schloß diesen Kompromiss eindeutig mit ein, enthielt sie doch den Kompromiss gleichwohl die Lösung der Ausschreibung!
AntwortenLöschenwoher weiß man eigentlich, dass der Senat nicht die aktuelle Meinung der Uni abbildet? Gibts da Zahlen, Fakten usw. Es wird ja auch immer angemerkt, dass der AStA als gewählte studentische Vertretung nicht die Meinung der Mehrheit Studierenden wiedergibt. Was vielleicht so ist, wer weiß das schon.
AntwortenLöschenIch bin mal auf die studentischen Wahlen gespannt, da müsste sich ja dann das Blatt komplett wenden, wenn es wirklich so ist. Bleibt nur die Frage ob man die ganzen "Fans" auch an die Wahlurne bekommt. Nach den Wahlen kann zumindest keiner mehr sagen, dass das StuPa nicht die aktuelle Meinung der Studierenden widerspiegelt, denn dann hatten alle ihre Chance. Vielleicht hilft ja die aktuelle Diskussion auch, die Wahlbeteiligung in die Höhe zu treiben, das wär doch mal was.
Tritt Spoun4you eigentlich auch unter dem Namen Spoun4you an?
achja, warum macht sich denn niemand die mühe sich zumindest nen Nickname auszudenken, dass würde die Diskussion um einiges erleichtern. Aber vielleicht ist das schon zuviel verlangt.
peinlicher Artikel. Wie so häufig nur dummes Geschwätz.
AntwortenLöschenDie Mitglieder im Senat möchten einen Kanzler, der sich nicht ausschließlich um Netzwerke und Drittmittel kümmert, sondern auch die inneren Prozesse der Uni im Fokus behält. Dies zeigte das Ergebnis des ersten Wahlgangs. Mit dem Kompromiss wird anerkannt, dass Herr Keller auf seinem Gebiet nicht zu ersetzen ist, jedoch eine Ergänzung benötigt. Aus diesem Grund ist Kellers Bestätigung nicht das Produkt des aufgebauten Drucks von Prof. Spoun; es ist primär ein Ergebnis, das direkt mit den sehr guten Leistungen Herrn Kellers in Verbindung steht.
@KT: Ob "Spoun4President" der richtige Name wäre?Man sollte auf jeden Fall nicht als "die Fachschaft" antreten, sondern stattdessen einen Namen wählen, der alle Studierenden anspricht. Dann sind die Chancen größer, gewählt zu werden.
AntwortenLöschenDie Qualität der Kommentare hier ist eindeutig besser als die Qualität der Hauptpostings. Wie oben angedeutet ist der Hauptartikel nicht faktenbasiert, sondern stark tendenziös. Die Sache mit den Gewinnern und Verlierern ist vermutlich etwas komplizierter.
AntwortenLöschen1. Der Senat ist ein Gewinner, weil er gezeigt hat, dass er kein Steinzeit-Blockade-Verein ist, sondern ein zum Kompromiss bereites Gremium, dass die Zukunft der Uni über persönliche Animositäten stellen kann. Gleichzeitig hat der Senat aber auch gezeigt, dass Spoun und Keller nicht alles machen können, was sie wollen. Auch sie mussten einen Kompromiss eingehen. Kompromissfähigkeit hat aber nichts mit "Einknicken" zu tun.
2. Einzelne Senatoren sind Verlierer, weil sie sich nicht vollständig durchsetzen konnten. Das ist aber nicht dramatisch, weil es in einem Gremium, das nach Mehrheit abstimmt, immer wieder Leute geben muss, die sich in der Minderheitsposition befinden.
3. Die Uni gewinnt und verliert zugleich. Die letzten Wochen waren in vielerlei Hinsicht nicht gut für Uni: interne Spaltung, Ablenkung von vielen wichtigen Themen des Tagesgeschäft. Dennoch ist jetzt folgendes passiert: Die Führungsmannschaft, die aus der alten Uni Lüneburg die neue Leuphana gemacht hat, ist für 8 weitere Jahre wiederbestätigt worden. Da Unis keine Unternehmen sind, sondern sich lang- und mühsam wandelnde Institutionen, gibt es jetzt eine echte Chance, die Neuausrichtung fortzuführen und zu einem guten Ende zu bringen. Das ist sehr gut. Dass es neben Keller einen weiteren hauptamtlichen VP geben soll, kann für die Uni nur gut sein. Das Gerede davon, dass Keller einen Riesenvorteil daraus zieht und nun mehr nur noch anwesend sein kann, wann er will, ist Blödsinn. Es geht nicht um Anwesenheit, sondern darum, wie Keller der Uni nutzen kann. Und das kann er am Besten, wenn er sich um Inkubator und Neubau kümmert.
4. Spoun verliert und gewinnt ebenfalls. Er verliert, weil durch sein Handeln die alten Grabenkämpfe für eine Weile wieder aufgetreten sind. Er hat gemerkt, dass er keineswegs der charismatische Präsident ist, dem alle sofort folgen. Allerdings hat er auch gewonnen: Weil, und das muss man sich klar machen, der Senat mit seinem Votum gesagt hat: wir vertrauen Ihnen so sehr, dass wir sie ohne Ausschreibung sofort wiederwählen. Unter den Studis und unter den Profs hat es zum ersten Mal seit seinem Amtsantritt eine echte "DAFÜR"-Bewegung gegeben, das ist ein Zeichen enormer Unterstützung. Dass er sein gesamtes politisches Gewicht in den Ring werfen und mit Weggang drohen musste, ist sicherlich nicht ideal, zeigt aber andererseits auch, dass er es mit der Neuausrichtung wirklich ernst meint.
Daher: ich freue mich für die Leuphana (und bitte, wie peinlich ist die Schreibweise des Uni-Namens hier auf der Seite, wacht auf, wir haben 2011!) und beglückwünsche die Uni zum gefundenen Kompromiss. Gleichzeitig wünsche ich Spoun aber auch, dass er es in den nächsten Jahren, die Gräben zu überwinden.
Ich finde es beschämend, dass sich die studentischen Senatoren und ASTA auf der einen Seite so gebähren, als halte man sich an das vereinbarte Stillschweigen, auf der anderen Seite aber beobachten kann, wie sich die vor Gebäude 10 herumfläzenden ASTA-Mitglieder im Minutentakt scheinbar SMS über den aktuellen Stand der Dinge erhalten.
AntwortenLöschen@Anonym 7. Mai 2011 10:44
AntwortenLöschen"Weil, und das muss man sich klar machen, der Senat mit seinem Votum gesagt hat: wir vertrauen Ihnen so sehr, dass wir sie ohne Ausschreibung sofort wiederwählen."
Tut mir Leid, aber das ist schöngeredeter Unfug, wie du eigentlich schon in den nächsten Sätzen zugibst. Der Senat hat eben NICHT gesagt, dass er Spoun so einfach vertraut. Ohne Herrn Spouns Ankündigung eines Rückziehers bei Einrichtung einer Findungskomission hätte es diese vermutlich gegeben - was auch überhaupt nicht schlimm gewesen wäre, sondern eine echte Evaluation ermöglicht hätte, ob der derzeitige Kurs der richtige ist oder ob man vielleicht an der einen oder anderen Stelle Kurskorrektur vornehmen sollte - was auch nicht schlimm wäre, wenn es der Uni dient.
Dass Herr Spoun es für nötig befunden hat diesen Prozess mit aller Macht zu unterbinden und mit einer "Friss oder Stirb"-Ansage seine Person durchzudrücken spricht nicht für ihn oder seine Selbstsicherheit. Zudem benutzt er indirekt die Angst vor der Beendigung der Neuausrichtung durch den Weggang seiner Person als Machtinstrument - eine grenzwertige Art, das höchste uniinterne Gremium zu leiten, auf jeden Fall peinlich und in gewisser Weise undemokratisch. Klar, er bewegt sich noch im Rahmen des Gesetzes, jedoch sollten in demokratischen Verhältnissen Entscheidungen im gemeinsamen Diskurs (und Austausch der Entscheidungsträger mit denen die sie vertreten) gefällt werden, und nicht vom Leiter des Gremiums mit der Ansage "Macht was ich will oder alles bricht zusammen" zustande kommen.
Etwas polemisch zugespitzt - Herr Spoun hat soweit ich weiß nie direkt gesagt "Leuphana bin ich und wenn ich weggehe ist die Neuausrichtung weg", jedoch ist ihm deutlich bewusst, dass diese Angst vorhanden ist.
Dass die direkte Verknüpfung von Spoun und die Neuausrichtung der Universität nicht annähernd so stark ist wie behauptet wurde an anderer Stelle bereits beschrieben, dazu sage ich nichts, außer um kommenden Spoun=Leuphana-Gegenstimmen im Vorfeld zu antworten: Wie sehr ist diese Uni denn von diesem Konzept nach 5 Jahren durchdrungen, dass auf einmal niemand mehr weiß was er tun soll sobald der Chef weg ist und alle wieder zurück zu dem müssen was vor Leuphana war? Ich bezweifle dies doch stark, es würde auch nicht gerade für das Konzept sprechen.
@Anonym 9:20
AntwortenLöschenDen Begriff "Kommentar" sollte Du als BWL'er trotzdem kennen und anwenden können. Bei Dir scheint das schöne Leuphanasemester ja nicht nachhaltig gewirkt zu haben;-)
fakt ist, dass das leuphana konzept doch bisher nichts gebracht hat.
AntwortenLöschenfakt ist, dass man im leuphana-bachelor ein fachsemester weniger als jede andere uni hat und dass es eine halbe ewigkeit gedauert hat, bis dieser "bachelor" überhaupt und unter auflagen akkreditiert wurde.
von "zusatz-credits" würde ich auch nicht sprechen. die stellen doch höchstens ein eingeständnis an die (zurecht) nicht vorhandene anerkennung des konzeptes an anderen unis dar.