Im Zusammenhang mit unserem Beitrag von gestern zur Symbolik bei der Grundsteinlegung wurde LeuphanaWatch Antisemitismus vorgeworfen. Wir haben daraufhin den Beitrag umgehend entfernt, um ihn noch einmal genau unter die Lupe zu nehmen.
Wir möchten ausdrücklich klarstellen, dass uns derartiges Gedankengut fern liegt. Wir freuen uns über jüdisches Leben in Deutschland und besonders an unserer Universität, genauso wie wir den Glauben von Menschen anderer Religionen respektieren. Jeder sollte seine Religion frei ausüben können, ohne dass ihm daraus Nachteile entstehen oder er Diskriminierungen oder Anfeindungen befürchten muss. Sollte derartiges an unserer Universität geschehen, wird sich LeuphanaWatch mit der Thematik auseinandersetzen und klar Position beziehen.
In unserem Beitrag zur Symbolik bei der Grundsteinlegung waren wir u.a. auf das besondere Datum am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, eingegangen. Die Universität hatte erklärt, dass sie diesen Tag für die Grundsteinlegung auf einer ehemaligen Wehrmachtskaserne absichtlich ob der Symbolik gewählt habe (1).
Auch hatten wir darauf hingewiesen, dass der Entwurf des Zentralgebäudes von Daniel Libeskind stammt, einem Architekten jüdischen Glaubens. Darauf hatte Wissenschaftsministerin Wanka explizit hingewiesen und diese besondere Symbolik betont (2).
Weiterhin hatten wir angeführt, dass das Zentralgebäude die Naziarchitektur des Campus durchbrechen solle (3).
Dies alles hatten wir etwas flapsig und offensichtlich nicht mit dem notwendigen Ernst kommentiert, indem wir Religion als Privatsache bezeichneten und uns zukünftig vor wichtigen Entscheidungen darüber schlau machen wollten - um die große Symbolik nicht zu verpassen wohlgemerkt. Das mag missverständlich oder ungünstig formuliert gewesen sein. Bei allen, die sich davon betroffen fühlen, entschuldigen wir uns.
Wir wiesen in unserem Beitrag noch darauf hin, dass ein Kommentator das für die Grundsteinlegung gewählte Datum als anmaßend bezeichnet hatte, man es jedoch im Sinne des Konzepts der Campusentwicklung als logisch betrachten könnte. Dies war gar nicht als Kritik am gewählten Termin und Konzept gemeint, obwohl wir selbst nicht auf die Idee der Verwendung der gewählten Symbolik gekommen wären. Es sollte hingegen verdeutlichen, dass man den Termin im von der Universität dargestellten Zusammenhang gar nicht als "anmaßend" empfinden muss (z.B. im Sinne von Gebrauch eines historischen Datums zur Akzeptanzbeschaffung für ein inhaltlich umstrittenes Projekt). Vielmehr ist der Termin aus symbolischen Gründen perfekt gewählt.
Seitens der Universität wurde bewusst die oben genannte Symbolik gewählt und kontinuierlich engagiert kommuniziert. Wir finden, in einer solchen Situation darf man sich damit auch auseinandersetzen, darüber diskutieren oder zumindest darauf hinweisen. Das gilt umso mehr, als das Vorgehen für einen universitären Erweiterungsbau (nicht wertend gesprochen) sicherlich ungewöhnlich ist und viele Menschen auf dem Campus und in der Stadt, bei einer gewissen Verwunderung, beschäftigt. Dass die von uns gewählte Formulierung in einer Art und Weise verstanden wurde, die von uns nicht gemeint war und die uns fern liegt, bedauern wir. Uns ist bewusst, dass es sich um ein sensibles Thema handelt. Offensichtlich hätten wir unsere Formulierung vor der Veröffentlichung noch genauer prüfen müssen und eindeutigere Worte wählen müssen, die keinen Spielraum für unbeabsichtigte Interpretationen lassen.
Der Verfasser hat sich daher entschieden, den fraglichen Teil aus dem Beitrag herauszulassen und die Diskussion an dieser Stelle gesondert zu ermöglichen.
(1) http://www.leuphana.de/aktuell/meldungen/ansicht/datum/2011/03/24/libeskind-bau-grundsteinlegung-am-8-mai.html
(2) http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/heide/leuphana165.html
(3) http://www.leuphana.de/campusentwicklung/vision-aesthetik/campus-der-zukunft.html
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Also wirklich, das diese braune Suppe immer wieder hochkochen muss; da versucht eine Uni einem Architekten die Schuld für ein hässliches überteuertes Gebäude zuzuschieben und das nur weil der Jude ist. "Spaß" beiseite, dass ist nicht der erste Antisemitismusvorwurf den ich diese Woche höre, aber für mich hat es absolut nichts mit der Religion zu tun wenn man einen Unipräsidenten und sein Gefolge politisch-inhaltlich kritisiert. Das Präsidium selbst hebt doch die Religionen zurück in die Universität und gewährt ihnen Einfluss auf Universitätsbauten. Für mich ist es ein Armutszeugnis, dass diese Uni mittlerweile mehr für "Innovation" und Religion steht als für Forschung und Lehre. Lasst euch von so an den Haaren herbeigezogenen Totschlagargumenten nicht unterkriegen, ihr macht eine gute Arbeit.
AntwortenLöschenHier nochmal die betreffende Stelle aus dem Eintrag, damit sich jeder sein eigenes Urteil bilden kann:
AntwortenLöschen"1) Die Mutter aller Symbole: Grundsteinlegung am 8. Mai, dem Tag der Befreiung und der Kapitulation der Wehrmacht '45. Grundsteinlegung auf einer ehemaligen Wehrmachtskaserne, nach dem Entwurf eines jüdischen Architekten (3). Wir dachten, Religion sei Privatsache, aber in Zukunft werden wir alle Architekten, Professoren, SHKs und (Vize-)Präsidenten vor wichtigen Entscheidungen danach fragen. Das von einem Kommentatoren als "Bollwerks gegen den Faschismus" bezeichnete Gebäude durchbricht die Naziarchitektur der Uni. Kommentatoren empfanden das gewählte Datum als anmaßend, man könnte es auch als im Sinne des Konzepts logisch betrachten."
Es geht primär um Religion und nicht um angebrachte Kritik!
@ Leuphanawatch
AntwortenLöschenIn Unwissenheit, was ihr veröffentlicht hattet kann ich nur allgemein sagen, dass ich es schade fände, falls diese offene Kommunikationsplattform einen Anlass geben würde, staatsanwaltschaftliche Ermittlungen auf sich zu ziehen. Möglicherweise würdet ihr am Ende zwar ein Verfahren gewinnen. Jedoch wäre die Plattform für viele Monate stark beeinträchtigt oder müsste wohl ganz aus dem Netz genommen werden. Zudem würde in dieser Zeit sich keiner mehr trauen, Beiträge oder Informationen euch zufließen zu lassen.
In der speziellen Lüneburger Situation ist Achtsamkeit besonders angesagt. Es muss klar sein, dass Menschen nach ihrem Handeln beurteilt werden. Und eben klar nicht nach einer Religionszugehörigkeit.
Bei Artefakten ist die Lage deutlich komplizierter. Gerade, falls sie gleichzeitig verschiedene Funktionen erfüllen, sie eine kulturelle, symbolische Dimension haben. Wieso welcher Beteiligte sich für das neue Zentralgebäude einsetzt kann nur vermutet werden. Etwa ist Bürgermeister Mägde nicht dafür bekannt, dass er den Geist des Militarismus in Lüneburg überwinden möchte. Setzt er sich doch deutlich für den Erhalt des letzten Militärstützpunktes Lüneburg ein. Bei anderen Akteuren kann dies nicht so einfach belegt werden.
Darf das Präsidium etwa danach beurteilt werden, wie wichtig ihm der Kampf gegen faschistische Umtriebe in diesem Lande ist an dem Kooperationsverhalten gegenüber Polizei und Verfassungsschutz, als in Räumlichkeiten der Universität eine gewaltfreie Sitzblockade trainiert werden sollte?
Unsere Gesellschaft braucht deutlich mehr als Symbole. Unter anderem auch Plattformen, in welche auch unbequeme Wahrheiten angesprochen und ausgesprochen werden.
Ich wünsche Leuphanawatch nach der Entscheidung vom letzten Freitag 9 weitere erfolgreiche Jahre.
Ein regelmäßiger Leser
"Dies alles hatten wir etwas flapsig und offensichtlich nicht mit dem notwendigen Ernst kommentiert, ..."
AntwortenLöschenNicht nur an dieser Stelle, sondern im gesamten Blog scheint das das Grundprinzip und die Funktionsweise der Kommentare zu sein: "flapsig und offensichtlich nicht mit dem notwendigen Ernst".
Welcher berufsqualifizierenden Kompetenzen es dafür bedarf, lassen wir einmal außen vor. Manch einer von euch scheint sowieso nie im Berufsleben ankommen zu wollen.
Die (selbst)zerstörerische Potenz die hinter den "flapsigen" Kommentaren steckt, ist allerdings erschreckend und zeugt vor allem von einem: Dummheit pur!
Gunter Sachs hat sich im Zustand zunehmender geistiger Umnachtung aus Verzweiflung die Kugel gegeben. Ihr schreibt in einer ähnlichen Situation LeuphanaWatch.
Leuphana Watch steht einfach am Rande des Nervenzusammenbruches, weil er / sie /es merkt / merken, dass die selbstzerstörerische Potenz an dieser Hochschule nicht mehrheitsfähig ist und dass selbst in diesem Berufs-Kritiker-Blog massiver Gegenwind kommt. Deshalb steigt auch die Anzahl der Beiträge - gerade im Vergleich zum letzten Jahr - ständig. Hoffentlich kommt es nicht zum geistig-seelischen Amoklauf! Wenn man sich den letzten Beitrag in der Leuphanancial Times anschaut, so scheint der Kollaps kurz bevorzustehen.
AntwortenLöschenFür mich stellt der Beitrag klar, dass hier nix Antisemitisches gesagt werden sollte. Man hätte tatsächlich glücklicher formulieren können, aber das ist Gott sei Dank jetzt klargestellt. Gerade jetzt wünsche ich LW viel Erfolg und einen langen Atem, denn der Blog ist beinahe unverzichtbar geworden. Weiter so!
AntwortenLöschenIch selbst kenne den Antisemitismusvorwurf nur zu gut, der mir mehr als einmal an den Kopf geworfen wurde oder hinter meinem Rücken gestreut wurde, nachdem ich mich kritisch zur Entwicklung der Uni geäußert habe. Ich versuche dann immer mich selbst nochmal zu hinterfragen, aber man darf sich auch nicht verrückt machen lassen. Es ist schon skuril, wenn man als Teil einer Pfarrersfamilie mit mehreren FreundInnen jüdischen Glaubens das mit schöner Unregelmäßigkeit zu hören kriegt. Entweder es ist in der Erziehung gründlich was daneben gegangen, oder der Vorwurf hat nicht immer Hand und Fuß.
@ Anonym: 10. Mai 2011 15:23
AntwortenLöschenIm Vergleich zum letzten Jahr sind doch auch die Kommentare gestiegen. Vermutlich auch der Kreis der Leser. Immerhin wurde der Blog inzwischen mehrmals in der Presse benannt. Vielleicht somit auch der Zahl derjenigen, welche Beiträge oder Hinweise an Leuphanawatch geben. Somit ist die Zunahme von Beiträgen doch fast selbstverständlich. Gerade, wenn wochenlang keine offiziellen Informationen zur Verfügung stehen! Hier hat LeuphanaWatch doch eine Lücke gefüllt.
Einem Blogbetreber wird von Gegenwind in den Kommentaren bestimmt nicht abgeschreckt. Sollten die Anzahl der Besucher jedoch ständig sinken, die Seiten ignoriert werden, wäre dies auf Dauer viel deprimierender. Falls euch die Inhalte nicht gefallen surft doch einfach andere Seiten an! Oder, noch besser: Baut doch einen eigenen Blog auf, welche die Heldentaten des Präsidiums besser verkaufen. Würde die Universität sich denn trauen, zu ihren Mitteilungen eine Kommentarfunktion zur Verfügung zu stellen?
Zum besonderen Datum der Grundsteinlegung passte das Musikprogramm: Die Lüneburger Symphoniker spielten zwei Stücke des Komponisten Szpilmann. Das Überleben des polnischen Musikers im Zweiten Weltkrieg ist die Grundlage des Films "Der Pianist", die Leuphana erinnert daran mit dem Hosenfeld/Szpilmann-Preis. (Landeszeitung 10.5.)
AntwortenLöschenEine schöne Geste zum 8. Mai.