Nach Erfolg bezahlte Banker, sind Sie des Wahnsinns? Da können Sie auch anfangen, Unternehmensberater nach Erfolg zu bezahlen. (...) Das ist die am schnellsten wachsende Berufsgruppe Deutschlands, arbeiten tut hier doch kaum noch einer. Aber beraten wird ja rund um die Uhr. Wir sind die Weltmeister im beraten. Allein in Düsseldorf leben 22000 Unternehmensberater, die haben die ganze Stadt unterwandert, die leben da in der Kanalisation. (...) Unternehmensberater: Eunuchen. Sie wissen wie man's macht. Diese Klugscheißer, die in Sekunden ganze Flipcharts vollschmieren können mit Informationen, die Sie jedem Mickey Mouse-Heftchen entnehmen können. (...) Würden die nach Leistung bezahlt, wären wir einen Großteil der Unternehmensberater wieder los. Die wären nämlich verhungert.Der Kabarettist spricht aus, was spätestens seit der Finanzkrise viele Menschen denken. Darf man das so sagen und sind Unternehmensberater wirklich so schlimm? Die Antwort hängt davon ab, wen man fragt. Manch einer macht sich nicht nur lustig, sondern hält das Beratervolk für gefährlich. Es wird behauptet, die Anzugträger von Mc Kinsey & Co unterwanderten in Kooperation mit der Bertelsmannstiftung das deutsche Bildungssystem, um es in eine ihnen genehme Richtung zu lenken. Die Richtung heißt vor allem: Geld damit verdienen und die Taschen füllen. Aber auch inhaltlich soll der Einfluss erheblich sein. Es ist von einer neoliberalen Ausrichtung, der "unternehmerischen Hochschule" als Gegenpol zur ineffizienten demokratischen Universität die Rede.
Volker Pispers
Und wie ist die Situation vor Ort? Gibt es Unternehmensberater an der Leuphana
Holm Keller, Vizepräsident,
war von 1996 bis 2002 bei Mc Kinsey "Associate Principal" und u.a. in Wien, München und New York tätig. 2002 wechselte er zur Bertelsmann DirectGroup, wo er bis 2006 zahlreiche Ausgaben wahrgenommen hat. Die Homepage der Leuphana nennt:
President Corporate Development Asia (Shanghai, 2004 – 2006); Senior Vice President Corporate Development (Gütersloh, Seoul, Sydney, 2004), Senior Vice President Corporate Development (bookspan – a Time-Warner-Bertelsmann Partnership, New York, 2003); Vice President International Projects, English-Speaking Clubs (London, 2002)
Burkhard Funk, Vizepräsident,
war ebenfalls bei Mc Kinsey in Lohn und Brot. Er baute die so genannte "E-Commerce-Practice" auf.
Nils Ole Oermann, Vizepräsident,
war als Unternehmensberater der Boston Consulting Group von 1999 bis 2001 in Neuseeland und Australien im Einsatz.
Heiko Franken, Geschäftsführer Professional School,
ist ehemaliger Vice President der Boston Consulting Group.
Carsten Siebert, Startwochenteam,
arbeitete von 1999 bis 2004 bei der Beratungsfirma McKinsey & Company, hauptsächlich mit Klienten aus dem öffentlichen Sektor sowie mit Medien- und Telekommunikationsunternehmen.
Ohne große Recherche finden sich mehr als genug Beispiele. Was bedeutet das?
Man muss sicherlich unterscheiden: In bestimmten Berufsfeldern ist es beinahe normal, eine gewisse Zeit bei einer Unternehmensberatung tätig gewesen zu sein. Interessant ist demnach die Position und da müssen sich die Beispiele nicht verstecken. Wir haben nicht nur irgendwelche kleinen Unternehmensberater, sondern teilweise ehemaliges Führungspersonal aus hochrangigen Positionen. Wichtig ist natürlich auch, an welchen Stellen diese Menschen an der Universität eingesetzt sind. Es sind Schlüsselpositionen, sei es im Präsidium oder in der Startwoche. Gerade die eignet sich besonders, den Erstsemestern von Anfang an die richtigen Ansichten zu vermitteln. Es drängt sich auf, von einem geschickten System zu sprechen.
Am Sonntag lief ein schöner "tatort" zum Thema Unternehmensberater und Effizienzsteigerung. ;)
AntwortenLöschenARD-Tatort "Unter Druck" anzuschauen
So einfach ist es nun auch wieder nicht..ich hab auch nicht so viel für arrogante Egotypen übrig, aber die Gremien-Universität hat so viele eingeschlafene und verstaubte Hochschulen hervorgebracht (z.B. Uni Lüneburg vor 2005), dass ein wenig Ehrgeiz und Arroganz durchaus etwas Bewegung in die Uni bringen könnten. Schönes Beispiel ist die Strategie des ehemaligen Präsidenten Donner die Studierendenzahlen auf Kosten der Forschung zu maximieren. Das erzeugt demotivierte Profs, schlechte Lehre und nen schlechten Ruf einer Uni. Da sind mir McKinseys mit anständiger Kritik aus der Uni im Präsidium echt lieber.
AntwortenLöschenIch frage mich, was das Gegenmodell zu einer Hochschule wäre, die über Managementkompetenz verfügt. Der Stümperkrams, den es vorher gab, kann es ja wohl kaum sein, oder? Allzu viele "demokratische" Tendenzen konnte ich da jedenfalls nicht erkennen.
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