Dienstag, 18. Januar 2011

Audimax-Entscheidung IV: Zentralgebäude

Im Dezember hat der Stiftungsrat der Leuphana Universität Lüneburg seine Entscheidung zur Campusentwicklung getroffen. LeuphanaWatch stellt sie vor. Heute: Zentralgebäude.

Das Zentralgebäude kommt! Daran lässt Leuphana keinen Zweifel:
Die Leuphana Universität Lüneburg wird den geplanten Libeskind-Bau auf ihrem zentralen Campus mit sofortiger Wirkung realisieren. Das beschloss der Stiftungsrat der Universität auf seiner Sitzung am 20. Dezember und folgte damit einem entsprechenden Vorschlag des Universitäts-Präsidiums. Für den Bau stehen Mittel in Höhe von 57,7 Millionen Euro zur Verfügung. (1)
Alle Skeptiker konnten sich also nicht durchsetzen. Die Leuphana Universität Lüneburg marschiert in die Zukunft und hat dafür die volle Rückendeckung des Oberbürgermeisters Mädge:
“Dieses klare Ergebnis des Verfahrens ist für Stadt und Landkreis Lüneburg ebenso wichtig wie für die Universität. Das Projekt hat große Bedeutung für die gesamte Region.“ (1)
Aber wohin marschiert Leuphana? Die Richtung schien klar:
Für die Errichtung ihres neuen Zentralgebäudes, eines Hotels und zusätzlicher Parkplatzflächen hatte die Universität bislang das Modell einer öffentlich-privaten Partnerschaft (ÖPP) verfolgt. (1)
Eine klare Untertreibung! Vizepräsident Holm Keller betonte bei jeder Gelegenheit, dass ÖPP unschlagbar gut und ideal für Leuphana sei. Risiken beim Bau und Betrieb würden, soweit zulässig und wirtschaftlich angemessen auf den privaten Partner übertragen während die Liegenschaften im Eigentum der Universität bzw. der Stiftung verblieben (2). Da hatten die Skeptiker nichts zu lachen, denn der Bau bedeutete kein Risiko mehr für die Universität. Hätte man selbst gebaut, wäre das natürlich anders. ÖPP wurde als Allheilmittel gepriesen, Kritik eiskalt abgebügelt.

Jetzt hat der Stiftungsrat seine Entscheidung getroffen und siehe da:
Das ÖPP-Verfahren hat nun ergeben, dass die Realisierung der Baumaßnahme mit einem privaten Partner keine wirtschaftlichere Alternative darstellt. Die Universität wird den Libeskind-Bau deshalb in Eigenregie bauen und betreiben.

In seiner gestrigen Sitzung hatte sich der Stiftungsrat intensiv mit den Ergebnissen des Wettbewerblichen Dialogs beschäftigt. Er beauftragte das Universitäts-Präsidium, das ÖPP-Vergabeverfahren abzuschließen und den Neubau des Zentralgebäudes unmittelbar selbst in die Hand zu nehmen. (1)
Was für eine Klatsche für Keller! Es ist ja nicht nur so, dass nach mehreren Jahren nun genau das herauskommt, was kritische Geister schon lange wissen: ÖPP ist Mist! Die Lösung ist nicht wirtschaftlicher und offenbar würde die Universität auch noch in ihren Möglichkeiten beschränkt. Der Mc Kinsey-Manager Keller ist mit seinen neoliberalen Privatisierungsträumen auf dem (hoffentlich harten) Boden der Tatsachen aufgeschlagen.

Flink und wandlungsfähig feiert Keller trotzdem, denn sein Zentralgebäude soll kommen. Wie und mit wem scheint da egal. Alles was die letzten Jahre das Beste für die Universität war, ist es jetzt eben doch nicht. Aber der jetzige Plan, der ist für die Leuphana der einzig wahre. Das sagt auch Volker Meyer-Guckel:
„Die Entscheidung des Stiftungsrates ist zukunftsweisend für die Universität.“ Die Pläne für das neue Gebäude seien soweit konkretisiert worden, dass sich mit einer Realisierung in Eigenregie kein ungebührliches Kostenrisiko verbinde. Für den künftigen Betrieb des Gebäudes stünden Landesmittel im erforderlichen Umfang zur Verfügung." (1)
"Und das sollen wir jetzt glauben?" möchte man ihm zurufen, "oder überlegt ihr euch das morgen doch nochmal anders?"

Es ist grotesk: Das Risiko, was von der Universität auf einen Privaten übertragen werden sollte, ist jetzt doch wieder bei der Leuphana. Aber es ist plötzlich so klein, dass das kein Problem mehr ist. Man braucht den Privaten gar nicht mehr. Vermutlich ist auch die Vermietung des Audimax so erfolgversprechend, dass man die Gewinne lieber selbst einstreicht, als die einem Privaten zu überlassen. Er kann es nur deshalb nicht wirtschaftlicher, weil er Millionengewinne einplant. Das Geschwätz vom wirtschaftlichen Risiko oder gar der fehlenden Wirtschaftlichkeit des Zentralgebäudes ist abwegig. Alles klar...

All jenen, die es schon immer besser wussten sei gesagt: Die politische Entscheidung ist gefallen, da kommt es auf harte Fakten nicht so genau. Was ist schon etwas langfristiges Risiko, wenn demnächst Wahlen zu gewinnen sind? Da kann der ASTA ruhig weiter meckern und eine Offenlegung aller Unterlagen fordern (3).

Wie gut, dass jetzt alles gut ist! LeuphanaWatch meint: Töörrööö!


Quellen:
(1) http://www.leuphana.de/aktuell/meldungen/ansicht/datum/2010/12/29/durchbruch-gelungen-leuphana-realisiert-libeskind-bau.html
(2) http://www.leuphana.de/campusentwicklung/projektentwicklung/oepp.html
(3) http://www.asta-lueneburg.de/fileadmin/images/pressemitteilungen/2010-12-21_PM_AStA_Lueneburg_Kehrtwende_bei_Campusentwicklung.pdf

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