Dienstag, 7. Dezember 2010

Leuphana-Fernsehen 2.0

Innovativ ist sie, die Leuphana Universität Lüneburg. In ihrem "Innovationsinkubator" (1) (LeuphanaWatch berichtete) brütet sie Ideen aus, wie z.B. diese: Internetuser schauen auf einer youtube-ähnlichen Plattform online fern und bezahlen dafür freiwillig Geld. "Fernsehen 2.0" nennt sich diese Idee und Leuphana hält sie für so genial, dass dafür extra ein millionenschweres so genanntes "Kompetenztandem" (2) im Inkubator brüten darf (die Kollegen der LeuphanancialTimes berichteten)

Das Projekt, über dem gebrütet wird, beschreibt sich so:
Im Forschungsprojekt „Fernsehen 2.0“ im Rahmen des EU-Großprojektes Innovations-Inkubator wird eine audiovisuelle Online-Plattform eingerichtet, die Produktionsprozesse, Rezipientenverhalten und kreativwirtschaftliche Geschäftsmodelle im Bereich nutzer-generiertes Video untersucht. (3)
Es werden also Geschäftsmodelle gesucht, Geld soll verdient werden. Das Geschäftsmodell hört sich kompliziert an, ist aber einfach: mit online-Videos Geld verdienen:
Wirtschaftliches Ziel des Kompetenztandems „Fernsehen 2.0“ ist der Aufbau eines KMU im Konvergenzgebiet, das die erforschten Modelle zur Aggregation, Produktion, Lizenzierung und Distribution von Video-Content im World Wide Web umsetzt. Parallel sind Vernetzungseffekte mit KMU in der Region und darüber hinaus zu erwarten, die vom Angebot eines Internet-Fernsehsenders und der korrespondierenden Produktionsinfrastruktur Gebrauch machen wollen. (3)
Eine Frage wird erlaubt sein: Wer bezahlt im Internet freiwillig Geld für Filme, die bei Youtube kostenfrei zu sehen sind? Wer bezahlt, wenn er bei den Internetportalen der Öffentlich-rechtlichen vieles sehen kann, was mit seiner GEZ-Gebühr produziert wurde? Es darf bezweifelt werden, ob sich mit Filmchen Geld verdienen lässt.

Noch etwas anderes ist wichtig: Ziel von vielen Aktivitäten im www ist es, Inhalte kostenfrei verfügbar zu machen. Open-Source, creative commons und viele andere machen vor, wie die digitale Welt aussehen könnte, ohne überall Kommerz ausleben zu müssen. Der freie Informationszugang für alle Menschen ist das Idealbild. Menschen generieren Inhalte, um sie möglichst vielen Menschen zu zeigen. Menschen helfen einander, weil sie es gerne tun.

"Fernsehen 2.0" und Leuphana haben ein etwas anderes Ziel: online mit Inhalten möglichst viel echtes Geld verdienen.

LeuphanaWatch erkennt: Was für ein Fortschritt für die Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts!


Quellen:
(1) http://www.leuphana.de/inkubator/ueber-den-inkubator.html
(2) http://www.leuphana.de/inkubator/ueber-den-inkubator/teilmassnahmen/kompetenztandems.html
(3) http://www.leuphana.de/inkubator/ueber-den-inkubator/teilmassnahmen/kompetenztandems/fernsehen.html

1 Kommentar:

  1. Mag ja sein, dass so'n Inkubator reichlich überdimensioniert ist und mancher Kritik nicht standhält.

    Aber ist es denn so idiotisch, nach Geschäftsmodellen zu suchen jenseits von Youtube und den öffentlich-rechtlichen Angeboten?

    Könnte es Dir entgangen sein, dass auch hinter Youtube Geschäftsmodelle stecken? Glaubst Du, Youtube wird ewig kostenlos Premium-Inhalte anbieten?

    Ganz ehrlich: In der Medienbranche suchen alle - vom Medienkonzern bis zum frischgebackenen Uni-Absolventen - händeringend nach tragfähigen Geschäftsmodellen für den Online-Vertrieb audiovisueller Inhalte. Dahinter steckt nicht in jedem Fall Profitgier, sondern mitunter die Leidenschaft, Film zu produzieren und nach Möglichkeit auch davon leben zu können. Daran kann ich nichts Falsches erkennen.

    Und wenn Du glaubst, dass Open Source und Creative Commons synonym für kostenlos und nicht-kommerziell sind, dann hast Du schlichtweg keine Ahnung.

    Also: Gern lese ich weiterhin Dein Leuphana-Bashing - aber bitte achte auf die Qualität. Nichts für ungut :)

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