Mittwoch, 1. Dezember 2010

Zeitschleife I: Schließungsdebatte

Im März 2007 wurde Vizepräsident Keller in einem Interview wiedergegeben:
Unterfinanzierung und eine permanente Schließungsdebatte lähmten die Arbeit an der Institution.
FAZ
Eine permanente Schließungsdebatte ist also Bremsklotz einer zukunftsweisenden Entwicklung, Motivationshemmnis oder einfach ein Problem. Tatsächlich gab es immer wieder Schließungsbefürchtungen an der Universität und in der Region. Die Umwandlung in eine Stiftungsuniversität und die Fusion der Universität mit der FH Nord-Ost-Niedersachsen wurden damit begründet. Angst ist ein schlechter Ratgeber, insoweit muss man der Aussage in der FAZ zustimmen. LeuphanaWatch bekennt freimütig:

In diesem Punkt sind wir mit Keller einer Meinung! Angst ist doof!

Seit 2007 ist die Neuausrichtung der Leuphana Universität Lüneburg fortgeschritten und das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Schließungsdebatte. Die Notwendigkeit dieser Neuausrichtung wurde mit der sonst drohenden Niederlage der Universität im Wettbewerb begründet, die eine Schließung perspektivisch als logische Konsequenz mit sich bringen würde. Um der Existenzangst zu entgehen, hieß es "volle Kraft voraus", die Neuausrichtung wurde als Lebensversicherung angepriesen. Von einer Lähmung der Arbeit konnte keine Rede sein, kaum eine Universität in Deutschland hat in so kurzer Zeit so gravierende Veränderungen durchlebt und erstaunlich gut bewältigt. Angst also als Antrieb? Es scheint so.

Die fortschreitende Neuausrichtung wird überregional beachtet und auch in der Landesregierung gelobt. Ist das der endgültige Abschied von der Existenzangst? Mitnichten!

Sollte das Zentralgebäude scheitern, heißt es nun, wäre eine Schließung der Universität 2020 nicht ausgeschlossen, wenn aufgrund des demographischen Wandels eine Universität zu viel in Niedersachsen vorhanden wäre. Die logische Konsequenz daraus lautet also, dass das Zentralgebäude umbedingt gebaut werden muss. Es soll eine Art Lebensversicherung darstellen, genau wie die Neuausrichtung oder die Stiftungsuniversität oder die Fusion mit der Uni oder oder oder.

Statt wie versprochen angstfrei leben zu können, begleitet die Existenzangst die Angehörigen der Leuphana auf Schritt und Tritt. Ungewollt ist das nicht, denn wer Angst hat, begehrt nicht auf. Die Lähmung der Universität ist vor allem eine Lähmung kritischer Geister und unangenehmer Fragen. Immer wenn es heikel wird und die Unterstützung für das Präsidium schwindet, steht die Zukunft der Universität auf dem Spiel. Kritik wird zum Schweigen gebracht, denn die Alternative ist immer der universitäre Tod. Die Manager der Macht haben sich die Angst geschickt zu nutze gemacht.

Sie versteckt sich im Wettbewerb, in dem wir alle bestehen müssen. Die Stärken werden ausgebaut, die Schwachen müssen leider gehen. Wer nicht leiden will, strengt sich an. Wer im Wettbewerb nicht unterliegen will, gibt alles, aus Angst, seine Existenz zu verlieren. "Angst macht Beine" heißt es, aber sie geht auch auf's Herz. Ein Leben unter Angst ist ungesund, für die Menschen wie für ihre Universität.


In der Rubrik Zeitschleife beleuchtet LeuphanaWatch ältere Aussagen der Universitätsleitung im Licht der aktuellen Entwicklungen.

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