Dienstag, 19. Juli 2011

Leuphana-Semester: Lehrangebot

Vor Kurzem berichtete dieses Blog über die Abschlussveranstaltung von "Leuphana auf dem Weg". Die Dekane waren sich einig, dass es im Leuphana-Semester und Komplementärstudium zu viele Lehraufträge gibt und die Anbindung an das restliche Studium zu wenig ausgeprägt ist. Jetzt ist das Lehrangebot für das kommende Wintersemester bekannt gegeben worden. LeuphanaWatch hat einen Blick auf das Angebot im Leuphana-Semester geworfen [1].

Die Einschätzung der Dekane bestätigt sich.
  • Im Modul "Wissenschaft macht Geschichte" werden 81,6% aller Veranstaltungen durch externe Lehraufträge betreut.
  • Im Modul "Wissenschaft nutzt Methoden" werden 35 Seminare zu "Forschungsmethoden für alle" angeboten. Davon sind 24 = 68% Lehraufträge.
  • Im Modul "Wissenschaft trägt Verantwortung" werden 68 Veranstaltungen angeboten, davon sind 35 externe Lehraufträge (51,5%).
In allen drei Bereichen wird die teils deutliche Mehrzahl der Veranstaltungen von Lehrbeauftragten angeboten. Diese werden für ihre Arbeit miserabel bezahlt, sind außerhalb ihrer Veranstaltung meist nicht an der Universität anzutreffen und haben vor allem kaum eine Verbindung zum späteren Studienverlauf. Die Leuphana Universität Lüneburg muss sich die Frage gefallen lassen, wie der Rest des Studiums auf diese Module aufbauen soll. Wissen die Dozenten überhaupt, was in diesem ersten Semester für Grundlagen erarbeitet werden?

[1] http://www.leuphana.de/intranet/gremien/senat.html - 13.7.11 Unterlage TOP 10

20 Kommentare:

  1. Schön, dass die gleiche Meldung hier gleich zweimal erscheinen darf... also noch einmal zwei Hinweise:
    - die Lehraufträge an der Leuphana sind bezahlt, das ist schon mal ein Unterschied zu anderen Unis. Sie sind auch besser bezahlt als viele andere Lehraufträge. Es ist nicht ideal, aber besser als nicht.
    - in der Tat sind es viel zu viele Lehraufträge. Aber: momentan sind einfach noch nicht genügend neue Profs da. Und sollte man den Erstis denn gleich den Porno-Prof Faulstich antun? Wer soll denn Geschichte unterrichten von den vorhandenen Profs? Wichtig ist aber, dass sich das ab dem nächsten Herbstsemester ändert, denn dann werden die meisten Neuberufungen ja durch sein. Lehrbeauftragte werden auch dann noch benötigt werden, sollten das aber mehr als 20 oder 30% sein, läuft irgendwas schief.

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  2. Bis dahin gibt es buntes Allerlei und dann nach 5 Semestern merkt man, dass man in renommierte Masterprogramme nicht aufgenommen wird, da an der Leuphana nicht ausreichend fachspezifische Module belegt werden konnten. Es lebe die breite Oberflächlichkeit...

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  3. Ich habe von allen Universitäten Zulassungen für das Masterstudium erhalten. Hier hat wohl noch ein Gerücht überlebt

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  4. Beweise, Kommentator 1, Beweise!19. Juli 2011 um 10:37

    Lieber Kommentaror Nr. 1, ich möchte deinen Ausführungen widersprechen.

    Es ist ja wohl eine Selbstverständlichkeit, dass Lehraufträge bezahlt werden. Hier zu suggerieren, das wäre mal wieder eine Spitzenleistung von Leuphana finde ich erstaunlich. Es überrascht mich auch zu sagen, dass wir Lehraufträge besser bezahlen als andere. Ich wüsste nicht, warum man sich freuen sollte, wenn statt Hungerlöhnen bei uns Dumpinglöhne bezahlt werden. Vielleicht magst Du als sehr gut informierte Person einmal schreiben, wie viel Lehraufträge bei und und an anderen Unis bekommen. Dann könnten wir weiter diskutieren.

    Deine Aussage, dass mit den neuen Profs weniger Lehraufträge nötig sein sollten, überrascht mich umso mehr. Vielleicht magst Du am Beispiel Geschichte mal erläutern, wie Du dir das vorstellst. Wenn ich nachzähle stelle ich fest, dass noch eine Professur Geschichte und eine Professur Kunstgeschichte besetzt werden. Falls irgendwann noch genügend Geld reinkommen sollte, gibt es vielleicht in unabsehbarer Zeit noch eine Professur Zeitgeschichte. Jetzt erkläre mir bitte, wie nach deinen Vorstellungen zukünftig nur noch 20-30% Lehraufträge erreicht werden sollen.

    Ich finde es furchtbar, dass hier immer suggeriert werden muss, Leuphana hätte alles im Griff und alles wäre/würde gut. Vielleicht kann man auch einfach mal zugestehen, dass uns die gleichen Probleme plagen, wie viele andere Unis. Dann gäbe es auch einen Anlass, dass sich Studis mit diesen Misständen auseinandersetzen. So komme ich mir ja beinahe so vor, als wäre mit mir selbst etwas nicht ok, wenn ich Probleme mit meinem Studium sehe. An der Uni kann es der Logik entsprechend ja gar nicht liegen.

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  5. Das Problem liegt doch ganz woanders: 1. Die Lehraufträge für das Leuphanasemester werden tatsächlich deutlich besser bezahlt als die in den Major und Minor. Heißt im Klartext: Wenn endlich das Fachstudium losgeht, ist da kein Geld mehr da, um gute Leute anzubinden. Für im eigentlichen Bachelor irgendwas zwischen 20 Euro für PraktikerInnen und 35 Euro für ProfessorInnen die Stunde kommt kein guter Mensch. Erst Recht nicht, wenn mann/frau sich dann auch noch Stundenplänen unterwerfen muss (Sie wollen im Minor Lehren? Ja, gerne, aber Minor ist bei uns Donnerstag vormittag! Lehrbeauftragte haben vielleicht auch einen Beruf, so mit Dienstplänen und so und kommen aus Hamburg oder Hannover oder Bremen oder sonst woher angereist?!). 2. Leuphana- und Komplementär-Bereiche sind doch Kopfgeburten von oben, die die Lehrenden ablehnen. Also ziehen sich (fast) alle in ihre Major und Minor zurück. Deshalb ist es logisch, dass das Leuphana-L von Lehrbeauftragten gerettet werden muss. Man könnte ja Leuphana-Semester und Komplementär näher am Fachstudium ausrichten, ich denke, dann würden auch mehr Lehrende mitmachen, aber das ist hier doch gar nicht gewollt. Ich würde mich als AutomatisierungstechnikerIn auch nicht drum reißen, wenn mir vorgeschrieben wird, ich soll mal eben was über Gesundheit anbieten.

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  6. Richtigstellungen statt falscher "Beweise"19. Juli 2011 um 11:16

    "Wenn ich nachzähle stelle ich fest, dass noch eine Professur Geschichte und eine Professur Kunstgeschichte besetzt werden."

    Falsch gezählt, wenn ich nachzähle, dann stelle ich fest, dass die Professur Kunstgeschichte besetzt ist (kommt zum WS) und die Professur Geschichte noch besetzt wird.

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  7. Danke für die Richtigstellung19. Juli 2011 um 11:52

    Das ist ja noch schöner, dann könnte die Professur Kunstgeschichte ja schon Lehre im Leuphana-Semester anbieten, um die Zahl der Lehraufträge zu verringern. Also sind es trotz der besetzten Professur Kunstgeschichte noch 80% Lehraufträge. Bleiben also noch die Professur Geschichte und vielleicht irgendwann Zeitgeschichte, die die Lehrauftragsquote von 80 auf 30% drücken könnten. Ich warte immer noch gespannt darauf, wie das gehen soll...

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  8. Selbst wenn sich die Dekane eine stärkere Anbindung wünschen, muss doch gesagt werden, dass die große Vielfalt infolge vieler Lehraufträge ein Vorteil ist. Gerade das macht unser Studienmodell interessant, auch weil wir dadurch die Möglichkeit besitzen,(fach-)fremde Studieninhalte zu studieren. Warum sollten wir auf die vielen, und zudem sehr guten Lehrenden verzichten?

    Falls Hungerlöhne oder Dumpinglöhne bezahlt werden, wäre das natürlich schade. Ich vermute allerdings, dass hier eine Übertreibung vorliegt. Übrigens müsste hier auch gefragt werden, ob eine Reduzierung der Lehraufträge überhaupt wünschenswert ist. Was sollen dann manche Lehrbeauftragte tun? Noch einmal Ingenieurwissenschaften studieren?

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  9. Der eine Problembereich Betrifft die Qualität und Anbindung der Lehrveranstaltungen. Der andere Problembereich betrifft die Anschlussfähigkeit. Die Zulassungsordnungen zu den Masterstudiengängen an anderen Universitäten zeigen das Problem des Leuphana- Bachelors auf. Man kann eben nicht an jeder anderen Uni in Deutschland zum Masterstudium zugelassen werden. Zahlreiche Exzellenzuniversitäten weisen Zugangsvoraussetzungen auf, die durch die unspezifische Breite des Leuphana-Konzepts nicht erfüllt werden können. Ein Blick in die Zulassungsordnungen der Universitäten zeigt die limitierende Wirkung des Leuphana-Konzepts. Schaut selbst nach!

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  10. Also, da hier ja viel im Bereich der Mythen hantiert wird:

    - viele Unis in Deutschland zahlen gar nichts für Lehraufträge, z.B. in vielen Fällen die HU und die FU Berlin.
    - die Uni Potsdam zahlt 400 Euro für einen Lehrauftrag, bei dem ein ganzes Semester lang 80 Studis unterrichtet werden sollen (bekannt geworden durch eine Initiative von Lehrbeauftragten)
    - damit wird deutlich, dass die an der Leuphana angebotenen Lehraufträge SEHR VIEL BESSER ausgestattet sind als die an anderen Hochschulen. D.h. nicht, dass sie ein vollwertiges Äquivalent für eine Festanstellung sind, aber Lüneburg ist hier ein Vorreiter im Bereich besser bezahlte Lehraufträge. Dafür müssen die Lehrbeauftragen auch mehr tun, es gibt einen Extra-Vertrag, mit dem sie sich zu zusätzlichen Betreuungsleistungen verpflichten, die eigentlich selbstverständlich sein sollten, aber an anderen Unis überhaupt nicht selbstverständlich sind.

    Zur Erbsenzählerei um die Geschichtsperspektive: Das Geschichtsmodul ist doch längst kein reines Geschichtsmodul mehr. Es ist ein geisteswissenschaftliches Grundlagenmodul. Und da sind und werden etliche Professuren neu an die Leuphana (ge)kommen.

    Zu den Gerüchten um die fehlende Anerkennung: ALLE Unis in Deutschland haben ähnliche Probleme. ALLE haben Probleme mit der Anerkennung von Leistungen anderer Unis, viele haben spezielle gestaltete Bachelorprogramme. Viele haben natürlich auch einfache, rein fachliche Programme. Ich kenne sehr, sehr viele Leute aus dem ersten Leuphana-Jahrgang, die jetzt woanders ihren Master machen. Ich will nicht leugnen, dass es Einzelfälle gibt, in denen die angedachte Masteruni ein zu spezielle Anforderung hat. Aber bevor es dafür keine statistischen Nachweise gibt, werde ich den Grürchten hier nicht glauben.

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  11. ... und was zahlt Leuphana jetzt für einen Lehrauftrag?

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  12. Mal nicht Anonym19. Juli 2011 um 18:30

    Abhängig vom höchsten wissenschaftlichen Abschluss werden Summen zwischen ca. 20 und 35 Euro pro Stunde gezahlt. Gezählt werden aber nur die "Lehrstunden", nicht aber Vor- und Nachbereitung, An- und Abreise und gegebenenfalls auch Unterkunft. So sieht´s jedenfalls für die "Namenlosen" aus - Beziehungsgeflechte zwischen Lehrauftragnehmer und Lehrauftraggeber mögen Unterschiede ermöglichen.

    Zusammenfassend: Einen Großteil der Pflichtlehre mit Externen zu besetzen, deren eigene Rechte schwer einklagbar sind und deren Verantwortungsmachen für schlechte Veranstaltungen unmöglich sein wird; alles für einen Hungerlohn (allgemeine Kritik am bundesdeutschen Wissenschaftsbetrieb und an der Lüneburger Hochschule nicht anders!): ungenügend.

    Zur Kritikfähigkeit: Diese Seite ist unausgewogen. Das stimmt. Doch wird der Finger in Wunden gelegt, deren Heilung notwendig ist. Und: Ohne Kritik gibt´s nur Konsens. Egal in welchem System, für die Lernfähigekeit und die Selbstverwisserung ist Kritik unabdingbar und schärft auch die Argumente des Kritisiertem.

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  13. Kleine Ergänzung: Lehraufträge für das Leuphana-Semester werden mit gut 50 Euro vergütet. Dafür müssen die Lehrenden aber vorher auf so Motivationstrainings wie beim AWD, wo sie den Leuphana-Geist auf ex schlucken müssen

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  14. Was ist denn eigentlich mit unseren Studiengebühren? Ohne jetzt die dazugehörige Grundsatzdiskussion lostreten zu wollen, aber jene sind doch explizit für die Verbesserung der Lehre vorgesehen; wieso kommt davon bei uns Studenten so wenig an!?
    Ich saß selbst schon oft genug in Seminaren, in denen die Beauftragten zwar sichtlich bemüht waren, aber nicht in der Lage, wesentlich über das in Gruppendiskussionen erarbeitete hinaus Inhalte zu vermitteln. Wieso werden nicht endlich mal Nägel mit Köpfen gemacht und Professuren eingerichtet (mit dem richtigen Geld kommen auch bereitwillige Dozenten) bzw. auf jeden Fall mehr für Lehraufträge gezahlt, um motiviertere und namhaftere Personen an unsere Uni zu lotsen, sodass auch wir als Studenten von den uns bezahlten Beiträgen profitieren!?

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  15. viel kommt bei uns in der Lehre an. An anderen Universitäten würdest du mit 300 Personen in der Vorlesung sitzen.

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  16. (Zitat: Ich saß selbst schon oft genug in Seminaren, in denen die Beauftragten zwar sichtlich bemüht waren (bemüht ist im Arbeitszeugnis die glatte Katastrophe!), aber nicht in der Lage, wesentlich über das in Gruppendiskussionen erarbeitete hinaus Inhalte zu vermitteln (dann frage ich mich, was die studiert haben, wenn sie nicht mal ihre eigenen Fachinhalte kennen!)

    Also das mit den schlechten Lehrbeauftragten kann man der Hochschule nicht vorwerfen. Die Lehrbeauftragten werden wie an allen Hochschulen werden vn den Fächern eingeworben, nicht von den Präsidenten. Wenns in euren Major und Minor Fachgruppen und Sprechergruppen gibt, dann geht hin, dass die mit den Studienverantwortlichen sprechen, damit solche Leute nicht wieder angeworben werden. Die meisten Fächer sind da echt kooperativ und auch froh, wenn sie von uns solche Rückmeldungen kriegen, die wollen auch gute Lehrbeauftragte haben, alleine schon, weil die hauptamtliche Personaldecke eben so dünn ist. Was die Hochschulen tun können ist einerseits das Geld und andererseits die Infrastruktur. Lehrbeauftragte, außer im Leuphana-Semester, haben z.b. nicht mal einen Raum, wo sie sich vorbereiten können, Unterlagen lagern, Sprechstunden abhalten. An so was könnte man schon was regeln.

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  17. In den USA werden solche Leuphana-Programme nicht akkreditiert, denn das Problem mit Lehrbeauftragten etc. ist ja lange schon bekannt... Na ja ...da hat die Leuphana noch einen langen Weg vor sich.

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  18. Also ich bin echt kein Leuphanafan, aber an der Stelle muss ich jetzt mal die Hochsculleitung in Schutz nehmen. Ihr müsst nämlich auch mal an das Land denken. Das Land macht allen seinen Hochschulen brutale Vorgaben, die laufen darauf hinaus, dass unter dem Strich 30 Prozent der Lehre von Lehrbeauftragten zu machen sind. Heißt mal ganz einfach: Macht eine Hochschule einen Studiengang, der jetzt nur mal als Beispiel hauptamtlich sechs Lehrende brauchen würde, heißt es in den Geldverhandlungen vom Land, gut, dann kriegt ihr vier, die restlichen zwei Stellen werden nicht besetzt, dafür nehmt ihr Lehraufträge. Und zum Vorvorvorvorzitat: "Was ist denn eigentlich mit unseren Studiengebühren?" Ja was glaubst Du denn, wovon diese ganzen Massen von Lehrbeauftragten bezahlt werden??? Da mach Dir mal keine Illusionen, dass das Land für die einen festen Geldtopf bereitstellt. Die bezahlen wir tatsächlich selber.

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  19. Na das macht es auch nicht besser. Also eine Bankrotterklärung ... So schafft man keine international wettbewerbsfähigen Studiengänge, auch wenn man sich noch so sehr bemüht. Das reicht nicht. Aber Bankrotterklärungen sind ja zurzeit in.

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  20. Das heißt dann alles zusammen also, wir müssen uns sowieso schon ganz viel mit Lehraufträgen zufriedengeben, für die die Lehrenden auch nur bis 35 Euro kriegen und dann wird aber ein Leuphanasemester mit 80 Prozent Lehrbeauftragten angeboten, für die es 50 Euro gibt?! Wo kommt denn das ganze Geld her, wenn angeblich alles am Land liegt?

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