Mittwoch, 9. November 2011

Seine Majestät räumt auf (II)

Ein Märchen in mehreren Episoden

Es stand einmal vor langer Zeit eine königliche Bildungsstätte im kleinen Lande Leinenwiege. Der König selbst mit seinem krausen Haar pflegte dort gewöhnlich zu residieren und der Wissenschaft in die Arbeit hineinzuregieren. Und wie es sich für einen guten König gehört, sorgte er sich um die Zukunft seiner Bildungseinrichtung und wollte, dass sie den richtigen Wissenschaftlern eine Heimat bieten würde. So entschied seine Majestät eines Tages, dass etwas geschehen müsse. Die Herren Wissenschaftler beriefen selbst nach Gutdünken ihre Nachfolger und der König konnte wenig dagegen tun. "Ab sofort wird Majestät nur noch angemessene Wissenschaftler für diese Bildungsstätte passieren lassen", verkündete Majestät und ließ zur Tat schreiten.

Als die Wissenschaftler der kleinen Bildungsstätte die Neuigkeiten hörten, da wurden sie rasend vor Wut. Sie überlegten hin und her und entschieden, vorerst nichts zu tun. Und so kam es, wie es kommen musste. Eines Tages schickte eine Gruppe von Wissenschaftlern der geheimnisvollen Künste einen Vorschlag für die Berufung an den König. Die Wissenschaftler freuten sich, denn sie hatten eine Idealbesetzung entdeckt und zusätzlich noch einen Reservekandidaten vorschlagen können.

Und so kam es, dass Majestät die zwei vorgeschlagenen Herren zu sich in seinen Glaspalast einlud, um seine Wahl zu treffen. Zuerst erschien der erste Kandidat der Wissenschaftler. "Ich bin belesen, im Lande wohl bekannt und ein Großmeister meines Faches", sprach der ehrwürdige Meister. "Meine Schüler lieben mich." Der König aber verdrehte die Augen und sprach: "Wie kann ich einen Herrn einstellen, der mir unsympathisch ist und langweilig obendrein?" Und so erschien der zweite Kandidat zur Audienz seiner Majestät. Mit geschwinden, wippenden Schritten ging er auf den König zu, kniete vor ihm nieder und sagte: "Ich habe in der Wissenschaft noch nicht viel vorzuweisen, aber ich bin jung, dynamisch und werde eurem Hause sicher große Ehre machen." Da klatschte seine Majestät in die Hände und dachte sich im Stillen: "Der ist wie ich."

Als der ehrwürdige Meister über die Wahl des Königs informiert wurde, wandte er sich hilfesuchend an die Wissenschaftler, die ihn ausgewählt hatten. Die waren einmal mehr außer sich vor Wut und bebten vor Zorn. Sie überlegten lange hin und her und entschieden, vorerst nichts zu tun.

Derweil saß Majestät in seinen gläsernen Gemächern und erfreute sich seiner Macht. Und wenn er nicht gestorben ist, dann regiert er wohl noch heute.

Übereinstimmungen oder Ähnlichkeiten mit realen Ereignissen sowie lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und vollkommen unbeabsichtigt. LeuphanaWatch dankt für die zahlreichen Anregungen unserer Leser, die maßgeblich zum Gesamtwerk beigetragen haben.

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