Sonntag, 13. November 2011

Seine Majestät räumt auf (III)

Ein Märchen in mehreren Episoden

Es stand einmal vor langer Zeit eine königliche Bildungsstätte im kleinen Lande Leinenwiege. Der König selbst mit seinem leicht getönten Haar pflegte dort gewöhnlich zu residieren und mit der Wissenschaft Demokratie zu spielen. Und wie es sich für einen guten König gehört, sorgte er sich um die Zukunft seiner Bildungseinrichtung und wollte, dass sie einen viel versprechenden Weg in die Zukunft finden würde. So entschied seine Majestät eines Tages, dass etwas geschehen müsse. Der König berief den hohen Rat ein und fragte die Wissenschaftler nach ihren Meinungen in einer ebenso brisanten wie geheimen Angelegenheit. "Wir haben eure Meinungen gehört und werden sie in unsere Entscheidung einfließen lassen", verkündete Majestät und war zufrieden über den schönen Schein.

Kaum einen Monat später rief der König den hohen Rat erneut zusammen, um in einer weiteren Angelegenheit höchster Bedeutung zu beraten. Und so fragte Majestät die Wissenschaftler nach ihren Meinungen in dieser neuen, aber ebenso brisanten wie geheimen Angelegenheit. "Wir haben eure Meinungen gehört und werden sie in unsere Entscheidung einfließen lassen", verkündete Majestät und lächelte gönnerhaft.

Da packte den kleinen Dozenten Karl die Wut und er schlug mit der Faust auf den Ratstisch, dass dieser erzitterte, wie es auch die Ältesten nie zuvor gesehen hatten. "Majestät, Rat für Rat hört ihr uns an und verfahrt doch anders", rief der kleine Dozent mit hochrotem Kopf. Er schäumte und redete sich mit dem Mut der Verzweiflung mächtig in Rage. "Ihr spielt mit uns und macht euch über uns lustig. Letztlich tut ihr doch, was ihr wollt. Ihr habt den Rubikon überschritten, wir sind doch nicht in König Alexonder-Land."

So viel Angriffslust hatte Majestät für einen kurzen Moment überrumpelt und er ballte heimlich in der Tasche seines königlichen Gewandes die Faust. Schon bald aber hatte der König die Fassung zurückgewonnen, hauchte seinen Eisatem in den Ratssaal und sagte mit unterkühlter Stimme: "Das nehmen sie zurück, Dozent Karl." Mit diesem fremden König wollte Majestät nicht verglichen werden, denn er war ein ganz fieser Bursche.

Hilfesuchend blickte der kleine Dozent Karl zu den anderen Wissenschaftlern, aber alle starrten ihn entsetzt an. Da wusste der arme Karl, dass er nichts mehr zu verlieren hatte. Er nahm seinen Mut zusammen und beschloss dem König die Stirn zu bieten. "Sie haben Recht Majestät", sagte Karl mit fester Stimme, "es heißt nicht König Alexonder-Land, es heißt König Alexander-Land." Majestät tobte und hatte sichtlich Mühe, die Contenance zu wahren. Ein kleiner Dozent hatte ihn vorgeführt und dass konnte nicht ohne Konsequenzen bleiben.

Ud so kam es, wie es kommen musste. Wer beim König nicht in Ungnade fallen wollte, durfte sich nicht mehr zusammen mit Dozent Karl blicken lassen. Schon bald nutzte seine Majestät das fortgeschrittene Alter des armen Karl, um ihn für immer von der Bildungsstätte im Lande Leinenwiege zu verbannen. Und so ging Karl der Aufrechte einsam aber ungebrochen hinaus in die weite Welt und schwor sich, nie wieder einen Gedanken an seine Heimat der letzten Jahrzehnte zu verschwenden.

Derweil saß Majestät in seinen gläsernen Gemächern und erfreute sich seiner Macht. Und wenn er nicht gestorben ist, dann regiert er wohl noch heute.

Übereinstimmungen oder Ähnlichkeiten mit realen Ereignissen sowie lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und vollkommen unbeabsichtigt. LeuphanaWatch dankt für die zahlreichen Anregungen unserer Leser, die maßgeblich zum Gesamtwerk beigetragen haben.

8 Kommentare:

  1. es war schon immer die frage bei fiktion (bezüglich "historischer ereignisse"), was denn daran genau wahr ist... und genau diese frage stellt man sich hier..., wenn man es nicht ganz genau weiß, sondern nur wage vorstellungen hat...

    aber fiktion kann anstoß geben für diskussionen..so als student hat man (den gefühlten) eindruck, dass die dozenten eher betäubt alles so hinnahmen..., sicher sind haltungen und meinungen vorhanden und sicher wurde auch so einiges versucht, aber das, was so allgemein ankommt oder als ergebnis wahrgenommen wird, erscheint doch eher so, als würde über das "beschweren" hinaus nicht mehr passiert sein....

    die erzählte geschichte, ist ja auch eine geschichte von jemanden, der sich zwar erzürnte, aber dennoch nichts erreichte...und ging...zudem wird die einsamkeit des karls ja auch betont

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  2. Wer denkt sich so einen Unsinn aus? Doch hoffentlich kein Prof? Wenn doch, dann wäre es um die Leuphana wirklich schlimm bestellt.

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  3. Interessante Verknüpfung; Wahrheit, Fiktion und Unsinn? Auch in Fiktion kann Wahrheit stecken ohne dass sie Unsinn wäre. Ein echter Leuphanatiker, wie der letzte Kommentator, sollte das doch wissen, er steht doch für eine Bildungshochschule, wo man sich den ganzen Tag mit Philosophie und Kultur beschäftigt und nun sogar so etwas beim Talkshowprof. Precht studieren kann. Das Fachgebiet heißt Erkenntnistheorie. Dort, wo alle Fakten gleich grau grau (wahlweise auch magenta in magenta) sind, bleibt nur den Schwingen der Fantasie der Weg zur Wahrheit.

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  4. Manchmal ist der wahre Kern groesser als man auf den ersten blick denken mag - sagt einer, dem das "Maerchen" recht bekannt vorkommt.

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  5. Wir sind doch hier nicht in Lukaschenka-Land!

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  6. :) oh ja, Erinnerungen. Aber der jetzige Senat ist doch kritischer und es halten mehr Menschen als nur einer dagegen - glücklicherweise!

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  7. Man mag aus der Ferne aber doch denken, habens die in Lüneburg nichts zum Forschen und Lehren, dass die sich mit solchen Problemen beschäftigen müssen?

    Und bei manchem Professor, der an der Leuphana sesshaft geworden ist, weiss man ganz genau, dass Keller und Spoun nicht in dessen 68er Schema passsen.

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  8. "Man mag aus der Ferne aber doch denken, habens die in Lüneburg nichts zum Forschen und Lehren, dass die sich mit solchen Problemen beschäftigen müssen?"

    Das Wort "müssen" passt perfekt.

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