Dienstag, 18. Oktober 2011

Wirtschaft kritisiert Innovationsinkubator

Der EU-Innovationsinkubator der Leuphana Universität Lüneburg steht unter heftigem Beschuss. Die regionale Wirtschaft und die Wirtschaftsförderer sind sauer, denn viele merken nichts von den Millionen aus Brüssel. Deren Zweckbestimmung ist jedoch die regionale Wirtschaftsförderung im ehemaligen Regierungsbezirk Lüneburg. Die Kritik der Wirtschaft ist für die Leuphana Universität Lüneburg besonders brisant, da im Falle einer Zweckentfremdung von EU-Fördermitteln deren Rückzahlung drohen könnte.

Das Hamburger Abendblatt zitiert aus einem ihm vorliegenden Sitzungsprotokoll:
„Die Wirtschaftsförderer sehen mit Sorge, dass die Leitung des Inkubators die Einbindung der kommunalen Ebenen anscheinend nicht als einen wesentlichen Erfolgsfaktor für das Gelingen des Inkubators ansieht“ [1]
Dazu passt, dass nach Aussagen aus der region bekannt ist, dass mehr große oder überregionale Unternehmen im Inkubator beteiligt sind. Die Teilnehmer bemängeln laut Hamburger Abendblatt weiter, dass es mittlerweile massive Vertrauensprobleme zwischen regionaler Wirtschaft und der Leitungsebene des Inkubator gebe. Dieser wird ausdrücklich vorgehalten, sie sei an einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe nicht interessiert. [1] Die Leitung des Inkubators liegt bei Vizepräsident Holm Keller [2], dessen illustre Leuphana-Karriere mit den Äußerungen der Wirtschaftsvertreter um einen Kritikpunkt reicher sein dürfte.

Bei der Landesregierung soll bereits ein vertraulicher Beschwerdebrief der Landkreise Rotenburg und Osterholz vorliegen. Nach Aussagen der Wirtschaftsförderung aus Osterholz hätten die dortigen Unternehmen vom Innovationsinkubator der Leuphana Universität Lüneburg bislang nichts gemerkt. Im Landkreis Harburg ist die Lage ähnlich. Bei der Wirtschaftsförderung im Landkreis Stade ist der Inkubator gar gänzlich unbekannt. [1]

Die Linken haben jetzt eine Anfrage im Landtag gestellt, da ihrer Auffassung nach die Zielgruppe des EU-Großprojekts nicht wie erhofft profitiert. [1]

Das Hamburger Abendblatt kommentiert:
"Der Unmut über den Innovations-Inkubator in der Region ist nachvollziehbar. Hier werden scheinbar Millionen aus Brüssel in ein Projekt gesteckt, bei dem die Zielgruppe offenbar leer ausgeht. Andere Projekte, die viel näher an ihrer Zielgruppe arbeiten und in kürzerer Zeit greifbarere Ergebnisse präsentieren können, müssen um jeden Cent kämpfen, wenn denn überhaupt Geld aus Brüssel fließt. Beim näheren Hinsehen drängt sich der Gedanke auf, der Innovations-Inkubator könnte ein Prestige-Objekt der Leuphana sein, für das die EU verdammt tief in die Tasche greift." [3]
LeuphanaWatch hat eine Idee, wohin die Millionen fließen könnten. Bereits zuvor berichteten wir über das Projekt Fernsehen 2.0, welches von Timon Beyes, einem Bekannten des Vizepräsidenten Holm Keller und des Präsidenten Sascha Spoun, geleitet wird. Auf dem Campus kursieren zahlreiche Gerüchte darüber, dass in Kürze weitere Mittel in das Projekt gepumpt werden sollen. Bereits jetzt ist die Ausstattung im Vergleich zu anderen mehr als üppig.

[1] Hamburger Abendblatt, 18.10., "Inkubator steht in der Kritik"
http://www.abendblatt.de/region/lueneburg/article2062914/Inkubator-steht-in-der-Kritik.html
[2] http://www.leuphana.de/ueber-leuphana/organisation/praesidium.html
[3] Hamburger Abendblatt, 18.10.,"Der Unmut ist berechtigt. Kommentar"
http://www.abendblatt.de/region/lueneburg/article2062913/Der-Unmut-ist-berechtigt.html

10 Kommentare:

  1. Elefantenrüsselfisch18. Oktober 2011 um 22:52

    Ganz grosses Kino von Rachel Wahba und Elke Schneefuss!

    In der Tradition wie in diesem Blog Artikel des Abendblattes platziert werden, stecken die beiden Autorinnen scheinbar mit den Machern dieses Blogs unter einer Decke? Und die postkommunistische Linke taucht auch sofort auf.

    Bei aller berechtigten Kritik gegen Keller, dieser Artikel ist purer Unfug.
    Wen sehen denn die Linken als ihre Zielgruppe?

    AntwortenLöschen
  2. An den eigenen Rüssel packen18. Oktober 2011 um 23:13

    Also ich finde hier zuletzt Verweise auf LZ, NDR und andere. Wenn das Abendblatt so einen Artikel bringt, bin ich über den Hinweis froh. Die LZ fällt ja leider eher selten durch investigative oder gar kritische Berichterstattung auf. Gut, wenn es da eine Alternative gibt. Ich würde mal vermuten, dass die LZ sicher öfter zitiert würde, wenn etwas mehr kritische Distanz zu unserem Zweigestirn an der Spitze vorhanden wäre.

    AntwortenLöschen
  3. MWK stellt sich hinter Inkubator, aber es laufen Gespräche zur besseren Abstimmung zwischen Landkreisen und Inkubatorleitung.
    http://www.abendblatt.de/region/harburg/article2064077/Hannover-stellt-sich-hinter-EU-Grossprojekt.html

    AntwortenLöschen
  4. Wie die angeblich so neoliberale Uni wird von "der Wirtschaft" kritisiert..wie kann das denn sein?

    AntwortenLöschen
  5. Bösartigkeit schließt Inkompetenz nicht aus.

    AntwortenLöschen
  6. Wer hat eigentlich diesen Unfug vom "Neoliberalen Präsidium" in die Welt gesetzt? Abgesehen von dem pro Spoun-Keller-Kommentaren auf diesem Blog habe ich den Vorwurf noch nie gehört. Das Präsidium ist undemokratisch, handelt einer staatlichen, wissenschaftlichen Institution nicht angemessen, legt zu wenig Wert auf soziale Belange und lässt vermutlich öffentliche Gelder in die Taschen von Freunden fließen. Das sind Fehler, die sowohl in sozialistischen Systemen als auch bei faschistischen Erbmonarchien auftreten. Neoliberal ist ein zumindest rechtsstaatliches Konzept. Das steht mit dem Vorwürfen eher im Widerspruch. Der Verweis, dass die Verfehlungen des Präsidiums nicht mit einem Neoliberalen System konform sind entkräftet also nicht die Kritik.

    AntwortenLöschen
  7. Was lese ich gerade in der taz?

    http://taz.de/Lueneburgs-Landkreise-wollen-mehr-Innovationen/!80265/

    AntwortenLöschen
  8. Wer liest denn bitte die TAZ? tztztz

    AntwortenLöschen
  9. Das sollte man sich mal überlegen! Soviele Kompetenztandems und dann ist da nicht einmal ein Fahrradgeschäft dabei!

    AntwortenLöschen