Mittwoch, 7. September 2011

Innovationsinkubator: Da ist was faul!

Vor Monaten stellte sich LeuphanaWatch die Frage, wie viel Lüneburg im Innovationsinkubator steckt. Das Ergebnis war: wenig. Besonders hielten wir ein Projekt unter Beobachtung und mussten bald die Frage nach Freundschaftsdiensten beim Fernsehen 2.0 stellen. Mittlerweile werden es immer mehr "Kompetenztandems", in denen Lüneburger Forscher mit internationalen Partnern zusammenarbeiten. Zeit für eine neue Recherche.

Aktuell finden sich acht Tandems auf der Webseite der Leuphana Universität Lüneburg (1). Diese bilden die Kernstücke des Inkubators und sind besonders finanziell ausgestattet. LeuphanaWatch betrachtet das Führungspersonal:

Vernetzte Versorgung I
Versorgung psychisch erkrankter Menschen (2)
Wissenschaftl. Leitung: Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Wulf Rössler (Univ. Zürich)
Internat. Partner: Prof. Dr. med. Anke Bramesfeld (MH Hannover)

Vernetzte Versorgung II
Versorgungsstrukturen für Menschen mit Diabetes und offenen Wunden (3)
Wissenschaftl. Leitung: Prof. Dr. Thomas Wein (Dekan Fak. Wirtschaft) / Prof. Dr. Ursula Weisenfeld (Leuphana)
Internat. Partner: Prof. Dr. Peter Zweifel (ETH Zürich)

Internetbasierte Gesundheitsinterventionen
Reduzierung gesundheitsschädlichen Verhaltens über Internetberatung (4)
Wissenschaftl. Leitung: Prof. Dr. Bernhard Sieland (Leuphana) / Prof. Dr. Burkhardt Funk (Vizepräsident)
Internat. Partner: unbekannt

Return to work
Prävention und Behandlung von Berufskrankheiten (5)
Wissenschaftl. Leitung: Prof. Dr. Dr. Nils Ole Oermann (Vizepräsident) / Prof. Dr. Swen Malte John (Univ. Osnabrück) / Prof. Dr. Axel Ekkernkamp (Univ. Greifswald) / Prof. Dr. Björn Maier (Duale Hochschule Baden-Württemberg Mannheim).
Internat. Partner: Patricia Weinert (Genf/Berlin) / Dr. Debra Hopkins (University of Copenhagen) / Markus Steiner, MSc (University of Aberdeen)

Ambulante Reha-Kette
Ambulante Nachsorge für Schlaganfall (6)
Wissenschaftl. Leitung: Prof. Dr. Volker Dietz (Gastprof. Leuphana)
Internat. Partner: unbekannt

Fernsehen 2.0
TV im Internet (7)
Wissenschaftl. Leitung: Prof. Michael Ballhaus (Gastprof. Leuphana)
Internat. Partner: Prof. Dr. Timon Beyes (zuvor Uni St. Gallen; aktuell ??)

Biokerosin
Plattform für nachhaltige Biokerosinproduktion (8)
Wissenschaftl. Leitung: Prof. Dr. Stefan Schaltegger (bis 2010 Vizepräsident) / Prof. Dr. Alexandra-Maria Klein (Leuphana)
Internat. Partner: Prof. Dr. Robert Bailis (Yale University) / Prof. Dr. Roger Burritt (University of South Australia)

Thermische Batterie
Entwicklung eines Wärmespeichers (9)
Wissenschaftl. Leitung: Prof. Dr. Wolfgang Ruck (Dekan Fak. Nachhaltigkeit)
Internat. Partner: Prof. Mohammed Farid (University of Auckland)

Fällt etwas auf?

In drei Kompetenztandems ist kein Lüneburger Forscher auf höchster Ebene beteiligt.
In zwei Tandems liegt die wissenschaftliche Leitung bei Dekanen der Leuphana Universität Lüneburg.
In drei Tandems sind derzeitige Vizepräsidenten (2) oder ehemalige Vizepräsidenten (1) führend.
"Normale" Lüneburger Profs. gibt es genau drei.

Da ist was faul im Innovationsinkubator!

Wer nah an den Fleischtöpfen sitzt, hat offenbar deutlich bessere Chancen auf die Forschungsmillionen der EU. Und warum kommen mehr als 1/3 der Tandems ohne Lüneburger Wissenschaftler auf höchster Ebene aus? Wer sind diese externen Personen in diesen Tandems und warum fließt dorthin so viel Geld?

Sollte nicht die Universität vom Geldsegen aus Brüssel profitieren?



(1) http://www.leuphana.de/inkubator/inkubator/teilmassnahmen/kompetenztandems.html
(2) http://www.leuphana.de/inkubator/inkubator/teilmassnahmen/kompetenztandems/vernetzte-versorgung-i.html
(3) http://www.leuphana.de/inkubator/inkubator/teilmassnahmen/kompetenztandems/vernetzte-versorgung-ii.html
(4) http://www.leuphana.de/inkubator/inkubator/teilmassnahmen/kompetenztandems/internettherapie.html
(5) http://www.leuphana.de/inkubator/inkubator/teilmassnahmen/kompetenztandems/return-to-work.html
(6) http://www.leuphana.de/inkubator/inkubator/teilmassnahmen/kompetenztandems/ambulante-reha-kette.html
(7) http://www.leuphana.de/inkubator/inkubator/teilmassnahmen/kompetenztandems/fernsehen.html
(8) http://www.leuphana.de/inkubator/inkubator/teilmassnahmen/kompetenztandems/biokerosin.html
(9) http://www.leuphana.de/inkubator/inkubator/teilmassnahmen/kompetenztandems/thermische-batterie.html

10 Kommentare:

  1. Spannend vor dem Hintergrund der möglichen Korruptionsvorwürfe, die der Landesrechnungshof gegen die Leuphana erhoben hat. Auch hier sind dem Anschein nach die Protagonisten mit Gefälligkeiten für ihre Freunde unterwegs. Das passt in das Gesamtbild.

    AntwortenLöschen
  2. Ich empfehle den Blick in den Leitfaden zur Bewerbung um die Durchführung eines Kompetenztandem-Vorhabens im Rahmen des EU Großprojekts Innovations-Inkubator Lüneburg, erstellt von MWK und Leuphana (Seite 18 f.):

    "Den wissenschaftlichen Kern des Kompetenztandems bilden der Wissenschaftler, die Wissenschaftlerin der Leuphana Universität Lüneburg und der internationale Forschungspartner, die -partnerin. Während der Lüneburger Wissenschaftler, die Wissenschaftlerin das gemeinsame Vorhaben im Rahmen der ordentlichen Forschungsaufgaben wahrnimmt, widmet sich der Internationale Partner, die Partnerin als Gastprofessor, bzw. -professorin mit der vollen, auf den Innovations-Inkubator Lüneburg berechneten Kapazität den Forschungsaufgaben im Kompetenztandem."

    Ups, da hat wohl jemand bei der Vergabe der Kompetenztandems den Leitfaden vergessen. Wer war das wohl?

    "Die organisatorische Verantwortung der Teilmaßnahme 1.1 „Kompetenztandems“ ist dem Hauptamtlichen Vizepräsidenten zugeordnet." (Seite17)

    Na dann ist es ja nicht schlimm, von dem sind wir nichts anderes gewöhnt...

    Den Leitfaden anschauen: http://www.leuphana.de/intranet/inkubator-intranet/kompetenztandems/downloadbereich.html

    AntwortenLöschen
  3. Und der Skandal geht weiter! Wer die Beschreibungen genau liest, wird feststellen, dass auch zwei Linkshänder, drei Ausländer, ein paar Frauen, ein Fußballfan und ein Geigenspieler mit im Inkubator sind. Das bringt nun wirklich das Fass zum Überlaufen! Was denken die sich da eigentlich?

    AntwortenLöschen
  4. “Den Seinen gibts der Herr im Schlaf” Ps 127,2

    AntwortenLöschen
  5. "Die Wahrheit wird euch frei machen." Ps 8,32

    AntwortenLöschen
  6. Na, das war doch Joh. 8,31-33 ;-) egal, Wahrheit ist ja im fundamental-leuphanatischen Sinne dehn-, form-, interpretier- und relativierbar sowie notfalls auch revidierbar.

    AntwortenLöschen
  7. Elefantenrüsselfisch7. September 2011 um 22:23

    Da es wohl noch kein Kompetenztandem zu juristischen Studien gibt, sind die Kollegen aus der forschungsstarken Fakultät 1 im Moment noch unterrepräsentiert.

    AntwortenLöschen
  8. @ 22:23: Fakultät 1 gibt es nicht mehr, die seit einem Jahr bestehenden Fakultäten haben keine Nummern. Falls deine restlichen Infos genauso aktuell sind, prosit.

    Was ich krass finde: Es sind zwar Uniprofs dabei, aber es gibt kein Tandem mit Lüneburger Prof ohne Dekan / VP. Das sollte schon zu denken geben. Ich fürchte, wir erleben noch viele Überraschungen beim Inkubator - damit meine ich nicht umbedingt gute.

    AntwortenLöschen
  9. Elefantenrüsselfisch8. September 2011 um 00:12

    Dann eben Fakultät B und Fakultät K. Das ändert aber nichts an der Grundaussage, dass beide Fakultäten bis auf wenige Leuchttürme in der Forschung äußerst schwach sind. Da fehlt es an Qualität. Dort fallen Anspruch und Wirklichkeit auseinander.

    AntwortenLöschen
  10. Na ja, den Inkubator als Hort für Leuchttürme der Forschung zu deklarieren geht offensichtlich am Zweck der von der EU bereitgestellten Mittel vorbei. Erfolgsgröße ist primär „in der Region geschaffene Arbeitsplätze“ und die Forschungsleistung der „Leuchttürme“ ist da, wenn überhaupt, sekundär. Die Mittel, welche die EU bereitgestellt hat, sind ja genuin keine Forschungsmitte sondern Gelder zum Auf- und Ausbau von Infrastruktur in strukturschwachen Gebieten! Man könnte damit also auch Straßen bauen oder ein Gründerzentrum einrichten. Kurz gesagt, da fließen die Mittel nicht in die Wirtschaft in der Region sondern in die Hochschule bzw. lt. Kritik auch an Personen außerhalb der Region Lüneburg. Ob die Hochschule mit diesem Ansatz der Tandems nachhaltig mehr Arbeitsplätze im Fördergebiet Lüneburg als die Wirtschaft schaffen kann?

    AntwortenLöschen